„Mir geht es nur um die Gesundheit“Lauterbach wehrt sich gegen Festkomitee-Präsident

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Christoph Kuckelkorn (li), Präsident vom Festkomitee Kölner Karneval, ist sauer auf SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (re.).

Köln – Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn hat an Heiligabend Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ungewöhnlich scharf attackiert und ihm vorgeworfen, Bilder von einer Partymeile am 11.11., die mit Karneval nichts zu tun habe, mit hervorragend ehrenamtlich organisierten Veranstaltungen in der Innenstadt in einen Topf zu werfen. Lauterbach verwies im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ darauf, dass sich die Omikron-Variante auch in Deutschland extrem schnell verbreiten werde. „Der Karneval wird daher nur extrem eingeschränkt stattfinden können“, sagte der Gesundheitsminister.

Der SPD-Politiker hatte am Tag vor Heiligabend bei WDR2 Hörerfragen zur Corona-Pandemie beantwortet und gesagt, dass er sich nicht vorstellen könne, dass „wir den Karneval durchführen können“. „Was ist das für ein Karneval, wo man versucht, fröhlich zu sein, wo es aber immer mit dem Risiko einhergeht, dass man sich selbst oder andere infiziert und dann möglicherweise mit einer schweren Krankheit rechnen muss“, sagte Lauterbach. Ihm wäre ein Sommer-Karneval lieber, der dann unter sicheren Bedingungen stattfinden könnte.

„Es ist schade, wie wenig Sie als Rheinländer über den Karneval wissen – sonst würden Sie sich nicht öffentlich eine Verlegung der Karnevalsaktivitäten in den Sommer wünschen“, schrieb Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn als Reaktion auf den Radiobeitrag in einem offenen Brief an den Gesundheitsminister. Der Karneval sei ein Fest im Jahreskreislauf wie Weihnachten oder Ostern. Niemand würde ernsthaft fordern, alle weihnachtlichen Feiern vom Weihnachtsmarkt über die Christmette bis zu den Treffen im Familienkreis auf den Sommer zu verlegen – selbst in Pandemiezeiten nicht.

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Immaterielles Kulturgut der Bundesrepublik

„Als Abgeordneter aus dem Wahlkreis in Köln und Leverkusen sollte man übrigens auch wissen, dass der rheinische Karneval als immaterielles Kulturgut der Bundesrepublik Deutschland anerkannt ist“, so Kuckelkorn. Das sei zurecht so, denn das Brauchtum bestehe aus viel mehr als wilden Partys und zügellosem Alkoholkonsum. „Ja, beides gibt es auch und beides passt nicht zur Pandemiesituation – das ist völlig unstrittig“, schreibt Kuckelkorn.

Der Karneval gebe den Menschen aber auch „Hoffnung und Zuversicht“. Lauterbach ignoriere das Bemühen vieler ehrenamtlich geführter Vereine, auf eigenes Risiko Veranstaltungen in der kommenden Session abzusagen – als seien alle Kölner Karnevalisten unbelehrbare Corona-Leugner. „Wenn Sie schon so wenig Sinn für den Fortbestand der Vereine haben, die das Kulturgut Karneval ehrenamtlich tragen, dann interessieren Sie vielleicht die wirtschaftlichen Eckdaten“, so Kuckelkorn. Laut einer Studie der Boston Consulting Group liege die Wertschöpfung des Karnevals alleine in Köln bei 600 Millionen Euro pro Jahr.

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„Ich schätze Herrn Kuckelkorn sehr und bin mir bewusst, dass der Karneval ein unersetzbares Kulturereignis nicht nur im Rheinland ist“, sagte Lauterbach am zweiten Weihnachtstag im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er verstehe daher die Einwände des Festkomitee-Präsidenten gut. „Dennoch. Mir geht es nur um die Gesundheit der Bürger“, sagte der Bundesgesundheitsminister.

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