HochwasserschutzHunderte Einsatzkräfte üben in Köln für den Ernstfall

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Hochwasserschutzübung

Helfer beim Aufbau der Aluminiumbalken für eine der mobilen Schutzwände

Köln – Von Hochwasser kann bei einem Rheinpegel von 2,19 Metern aktuell zwar keine Rede sein. Die Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) üben derzeit trotzdem für den Ernstfall. Der Rheinufertunnel war in der Nacht zum Samstag Schauplatz des spektakulärsten Teils der diesjährigen Hochwasserschutzübung.

Den Tunnel schlossen die Einsatzkräfte von Steb, Technischem Hilfswerk und verschiedenen Baufirmen mit festinstallierten Schwenktoren und schützten die Fahrbahnrampen zusätzlich mit vorgelagerten mobilen Hochwasserschutzwänden.

Die nördliche Rampe wurde zudem mit Wasser befüllt, um die Schutzvorkehrungen auf Dichtigkeit zu überprüfen. Auch das hatte einen realen Hintergrund: Bei einem Pegel ab zehn Metern laufen die Rampen bei einem Hochwasser voll.

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Rheinufertunnel musste für Übung gesperrt werden

Der Tunnel musste für die Übung zwischen zwischen 22 Uhr und 5 Uhr gesperrt werden. An der Siegburger Straße hingegen kam es kaum zu Einschränkungen. Hier dichteten die Übungsteilnehmer am Freitag mehrere Durchfahrten in der festen Hochwassermauer mit Dammbalken aus Aluminium ab. Auf Höhe der Wahner Straße kamen zusätzlich so genannte Big Bags zum Einsatz – riesige, mit Sandsäcken befüllte Kunststoffbeutel.

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„Sie sichern die Wand auf der Landseite für den Fall, dass die Wand versagt“, so Henning Werker, Leiter der Hochwasserschutzzentrale. Bisher seien die jeweils 1,2 Tonnen schweren Big Bags, die die mobilen Wände auch vor fremdem Zugriff schützen sollen, noch nicht ausprobiert worden. In Zukunft sei geplant, sie an Stellen aufzufahren, wo die Dammbalken oder der Untergrund undicht werden könnten. Wie die Übung zeigte, ist der Aufwand für die „zweite Verteidigungslinie“ jedoch groß: Jede einzelne Tasche wurde am Freitag per Muskelkraft mit rund 80 Sandsäcken befüllt und mit einem Baufahrzeug an Ort und Stelle transportiert.

345 Menschen an Hochwasserschutz-Übungen beteiligt

Die Hochwasserschutz-Übungen finden jedes Jahr an unterschiedlichen Stellen statt. „Es ist wichtig, dass es regelmäßig geübt wird, damit im Ernstfall klar ist, wie der Aufbau funktioniert“, so Steb-Vorständin Ulrike Franzke. Aber auch der anschließende Abbau sei wichtiger Bestandteil der Trainings.

Insgesamt waren in diesem Jahr 345 Kräfte beteiligt, die auch in Merkenich, Rheinkassel und Langel mobile Wände aufbauten. Der Rhein sei 2021 bislang recht unauffällig gewesen, sagt Steb-Einsatzleiter Ingo Wittke. Selbst nach dem Starkregen von Mitte Juli habe er nur einen Pegel von 8,08 Metern erreicht. Die echte „Materialschlacht“ fange erst bei neun Metern an: Ab dann werden viele der insgesamt 40.000 Dammbalken der Steb gebraucht.

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