Entwurf für neues HöhenkonzeptIn diesen Kölner Veedeln sollen Hochhäuser verboten sein

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Köln bei Sonnenuntergang.

Köln bei Sonnenuntergang. Im Hintergrund der 266 Meter hohe Fernsehturm.

Wie hoch darf wo in Köln gebaut werden? Das soll das neue Höhenkonzept klären, nun liegt ein Entwurf dafür vor.

Nach mehr als drei Jahren legt die Stadt Köln einen Entwurf für das neue Höhenkonzept vor und präsentiert acht Grundsätze, wo neue Hochhäuser möglich sind und wo nicht. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Warum braucht Köln ein neues Höhenkonzept?

Einfach gesagt: Weil der Rat die Verwaltung dazu 2020 aufgefordert hatte. Seit 2007 gilt ein Höhenkonzept für die Innenstadt, das Regelwerk legte fest, wo Häuser höher als 22,50 Meter sein dürfen. So sollte der Blick auf die Kirchen und den Dom geschützt werden. Allerdings hielt das Regelwerk vor Gericht etwa 2012 nicht stand, auch der Stadtrat konnte Ausnahmen verfügen. Und außerhalb der Innenstadt gab es nur wenige Leitlinien für den Hochhausbau wie beispielsweise den Sternenplan, der die Blickachsen zum Dom untersucht hatte.

Was ist das Problem?

Es fehlte ein klares Regelwerk, das über die Innenstadt hinaus geht und das den Hochhausbau weniger zur Verhandlungssache im Einzelfall zwischen Investor, Verwaltung und Politik machen soll. Beispielsweise liegt der Standort des geplanten 145-Meter-Hochhauses des Versicherers DEVK außerhalb des Höhenkonzeptes für die Innenstadt.

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Martin Wentz, früherer Planungsdezernent in der Hochhaus-Metropole Frankfurt, hatte dazu gesagt: „Wenn die Stadt mit Investoren über ein Bauprojekt spricht, muss sie doch einen Kriterienkatalog haben, damit sie sagen kann: Ja, hier ist ein Hochhaus möglich. Oder nein, hier ist kein Hochhaus möglich. Wie will die Verwaltung das denn ohne vom Stadtrat beschlossene Vorgaben gegenüber den Investoren rechtfertigen? Dann sagt ein Unternehmen: ‚Da drüben habt ihr ein Hochhaus genehmigt, mir erlaubt ihr es anderer Stelle aber nicht. Das ist ungerecht.‘“

Worum geht es in dem neuen Höhenkonzept?

Das neue Konzept gilt für einen viel größeren Teil von Köln, es reicht auf beiden Rheinseiten bis zum Äußeren Grüngürtel. Das Stadtplanungsamt schlägt vor, dass das Konzept für neue Häuser ab 40 Metern gilt. Rein formal sind alle Häuser ein Hochhaus, wenn sie höher als 22,50 Meter sind. Baudezernent Markus Greitemann hatte voriges Jahr auf die Frage geantwortet, ob neue Häuser höher als der Dom (157 Meter) sein sollten: „Nach meiner persönlichen und fachlichen Vorstellung nicht.“

In diesem Bereich soll das neue Konzept gelten.

In diesem Bereich soll das neue Konzept gelten.

Welche Grundsätze gelten für das Konzept?

Die Verwaltung hat acht Leitlinien formuliert, sie sind noch nicht abschließend. Erstens: Der Schutz des Welterbes Dom bleibt. Zweitens: An den Ringen und dem Inneren Grüngürtel sind Hochhäuser möglich. Drittens: Trotzdem gilt, dass an den Kanten zu Innerem und Äußerem Grüngürtel Hochhäuser genau geprüft werden müssen. Viertens: An den großen Verkehrsachsen und Stadtteilzentren sind Hochhäuser möglich.

Fünftens: Im Rechtsrheinischen an der Frankfurter Straße ist ein Korridor, der genauer untersucht werden muss. Sechstens: An sogenannten Campus-Adressen wie der Uniklinik, der Sporthochschule oder der Messe sind Hochhäuser möglich. Siebtens: Aktuell laufende Entwicklungen mit Hochhäusern sind auf jeden Fall gesetzt und werden nicht mehr infrage gestellt, beispielsweise in der Parkstadt Süd (siehe Hochhausprojekte in der Grafik). Und achtens: Kleine und dörfliche Siedlungen sind ungeeignet.

Und was bedeutet das konkret?

Dass die Verwaltung das Gebiet bis zum Äußeren Grüngürtel in zwei übergeordnete Bereiche eingeteilt hat (siehe Grafik): den Schutzbereich und den Abwägungsbereich. In ersterem sind laut Stadt neue Hochhäuser grundsätzlich zu vermeiden. Im Abwägungsbereich sind drei unterschiedliche Zonen denkbar: In den sogenannten schon laufenden Entwicklungsbereichen wie der Parkstadt Süd sind Hochhäuser ebenso erlaubt wie im Möglichkeitsbereich. Anders ist es bei der Passivzone, die einen großen Teil der Karte einnimmt.

Dazu schreibt die Stadt: „In den sogenannten Passivräumen wird seitens der Stadt eine Entwicklung hoher Häuser nicht aktiv betrieben, aber sie ist noch nicht durch politische Beschlüsse kategorisch ausgeschlossen.“

So sieht der Entwurf für das neue Höhekonzept aus.

So sieht der Entwurf für das neue Höhekonzept aus.

Wie viele Hochhäuser gibt es?

Die Verwaltung selbst führte in einer Grafik insgesamt 57 Hochhäuser mit einer Höhe von mehr als 50 Metern auf. Demnach sind sechs Exemplare höher als 110 Meter, die Stadt nennt aber auch den 266 Meter hohen Fernsehturm „Colonius“, der kein Wohn- oder Bürohaus darstellt. 21 Hochhäuser sind zwischen 70 und 110 Metern hoch, 30 zwischen 50 und 70 Metern.

Ist der Entwurf final?

Nein, laut Verwaltung bildet es den momentanen Arbeitsstand ab. Der Stadtentwicklungsausschuss des Rates beschäftigt sich damit nächste Woche Donnerstag. Ende 2024 soll das Höhenkonzept stehen.

Ist das neue Konzept rechtssicher, wenn ein Investor dagegen klagt?

Eine Nachfrage dazu ließ die Verwaltung am Mittwoch zunächst unbeantwortet, in der Vergangenheit hatte sie dazu gesagt: „Auch ein beschlossenes Höhenkonzept bedeutet daher nicht unbedingt, dass jegliche Diskussionen beendet sind.“

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