Kölner ArbeitsagenturLeiterin erleidet Schwächeanfall bei Verabschiedung

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Das neue Haus der Arbeitsagentur in Ossendorf

Das neue Haus der Arbeitsagentur in Ossendorf

Köln – Einen Architekturpreis wird das neue Gebäude der Kölner Arbeitsagentur nicht gewinnen, aber das war auch nie Ziel des Neubaus in Ossendorf. Hatte das alte Hochhaus an der Luxemburger Straße innen wie außen den Charme einer in die Jahre gekommenen Behörde, ist das neue Haus an der Butzweilerhof-Allee das freundliche, helle und funktionale Domizil einer Anlaufstelle, die Dienstleister sein möchte.

Dass hier zügig und wie geplant in nicht einmal anderthalb Jahren ein Bürogebäude für über 600 Mitarbeiter errichtet wurde, spricht für Entschlossenheit und Zielstrebigkeit. Das gelingt in Köln bekanntermaßen bei vielen Bauprojekten in staatlicher oder städtischer Regie nicht.

Leiterin Roswitha Stock geht in Pension

Leiterin Roswitha Stock geht in Pension

Dazu passte das Lob für Chefin Roswitha Stock, die sich zeitgleich mit der Neueröffnung in den Ruhestand verabschiedete: Sie habe nie mit dem Selbstverständnis einer Behördenleitung gearbeitet, so DGB-Chef Witich Roßmann in seiner Rede. Vielmehr sei es ihr immer um konkrete Lösungen von Problemen gegangen.

Leiterin erleidet Schwächeanfall

Vertreter von Wirtschaft und Gewerkschaften, Politiker aus Bund, Land, Stadtrat und Nachbarkommunen, Mitarbeiter und Wegbegleiter waren zur neuen Heimat der Kölner Agentur für Arbeit gekommen, um das Haus zu besichtigen und Roswitha Stock zu verabschieden. Sie habe nachhaltige Prozesse angestoßen, lobte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Stock habe „viel für Köln und NRW bewirkt“, sagte auch Christiane Schönefeld, Chefin der NRW-Regionaldirektion der Bundesanstalt für Arbeit.

Stock, die man während ihrer sieben Jahre an der Spitze der Kölner Agentur als engagierte und umtriebige Antreiberin kannte, schien angesichts des vielen Lobs am Tag der Eröffnung des neuen Hauses und dem Beginn eines neuen Lebensabschnitts tief berührt. Das Anstoßen auf die Pensionierung musste ausfallen, weil Stock wegen eines Schwächeanfalls notärztlich versorgt werden musste. Bereits am Nachmittag meldete sie sich aus dem Krankenhaus und gab Entwarnung.

Beschäftigungszahlen knacken Rekorde

In der Zeit, in der sie für die Geschicke der Kölner Arbeitsagentur verantwortlich war, hat sich einiges verändert – was auch die Arbeit ihres Nachfolgers Johannes Klapper prägen wird. Die Beschäftigungszahlen knacken Rekord um Rekord. Doch Langzeitarbeitslose können davon nicht profitieren. Gleichzeitig nimmt der Fachkräftemangel dramatische Ausmaße an, wenn man den Zahlen folgt, die der Chef der Bundesagentur, Detlef Scheele, in seiner Rede erläuterte. Wichtig sei, stärker präventiv zu arbeiten. Es sei keineswegs „zwangsläufig“, dass schlecht Qualifizierte in Zeiten der Digitalisierung „auf der Strecke bleiben müssen“. 

Es gehe darum Angelernte und schlecht Qualifizierte fit zu machen. So müsse weiterhin der Übergang von der Schule in den Beruf verbessert werden, so Scheele. Es gingen „zu viele Jugendliche verloren“. Die Arbeitsagentur müsse sich mehr um Ausbildungs- und Studienabbrecher kümmern. Scheele sprach sich auch für den Aufbau eines „sozialen Arbeitsmarkts“ für diejenigen aus, die man nach langer Arbeitslosigkeit nicht mehr in den ersten Arbeitsmarkt vermitteln könne. Doch der könne nur für ein „kleines Segment der Betroffenen“ eine Lösung sein.

Mitarbeiter sind Gewalt ausgesetzt

Zu den eigentlichen Aufgaben kommt eine weitere Herausforderung, die man früher nicht kannte. DGB-Chef Rossmann, der auch für den Verwaltungsausschuss der Kölner Agentur sprach, sprach von den „vielen Zumutungen“, mit denen die Mitarbeiter konfrontiert würden, wenn sie Drohungen und Gewalt ausgesetzt seien.

„Sie sind Opfer von gesellschaftlichen Problemen.“ Er hoffe, dass sie „über das neue Haus neue Motivation für die herausfordernde Arbeit finden“. Von der Arbeitsagentur als Arbeitgeber forderte er, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Dazu gehörten „langfristige und sichere Arbeitsverträge“.

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