Hauptschlagader für VerkehrWarum die Kölner Zoobrücke auf Tempo 50 gedrosselt wird

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Ein Auto fährt über die Zoobrücke in Köln, im Hintergrund ist der Kölner Dom zu sehen.

Die Höchstgeschwindigkeit auf der Kölner Zoobrücke wird auf Tempo 50 heruntergesetzt.

Das Verkehrsdezernat der Stadt Köln reduziert die bisher erlaubte Höchstgeschwindigkeit von Tempo 80 und begründet das mit Gefahrenabwehr.

Mehr als 100.000 Fahrzeuge sind jeden Tag auf der Zoobrücke unterwegs — damit handelt es sich um die wichtigste Verkehrsachse Kölns, die zudem die beiden Rheinseiten miteinander verbindet. Das Verkehrsdezernat der Stadt hat entschieden, die Höchstgeschwindigkeit auf der Hauptverkehrsader von Tempo 80 auf Tempo 50 herunterzusetzen. Die neue Regelung gilt ab dem kommenden Sonntag, 1. Oktober.

Obwohl es sich um eine Straße mit stadtweiter Bedeutung handelt, hat das Verkehrsdezernat zuvor keinen politischen Beschluss des Stadtrats eingeholt. Das war möglich, weil sich Verkehrsdezernent Ascan Egerer darauf beruft, mit der Temporeduzierung die Verkehrssicherheit wiederherzustellen. Die Grundlage sei Paragraf 45 der Straßenverkehrsordnung.

Demnach können die Straßenverkehrsbehörden die Benutzung bestimmter Straßen oder Straßenstrecken aus Gründen der Sicherheit oder Ordnung des Verkehrs beschränken. Dass die Stadt Köln auf örtlicher Ebene tätig werden könne, ergebe sich aus dem entsprechenden Erlass des Landes NRW zur Zuständigkeit, so die Stadt. Einer solchen Gefahrenabwehr muss die Politik nicht zustimmen, damit die Stadt diese umsetzen darf.

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Das Verkehrsdezernat habe festgestellt, dass Bereiche der Stadtautobahn punktuell nicht mehr den heutigen Regeln der Technik entsprechen würden, das betreffe auch die passiven Schutzeinrichtungen. Gemeint sind damit die Hochborde, die den Autoverkehr sowie die Radfahrer und Fußgänger voneinander trennen. Diese erhöhten Bordsteine stammen nach Angaben der Stadt aus den 1960er Jahren, befinden sich dort also bereits seit dem Bau der Zoobrücke. „Weiterentwicklungen, wissenschaftliche Forschungsergebnisse oder auch Ableitungen aus neuen Erkenntnissen“ hätten seitdem eine Vielzahl von Veränderungen und Fortschreibungen der Normen und Richtlinien nach sich gezogen, argumentiert das Verkehrsdezernat.

Es drängt sich allerdings die Frage auf, warum den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das ausgerechnet jetzt aufgefallen ist. Die 60 Jahre alten passiven Schutzelemente entsprechen schließlich nicht erst seit diesem Jahr nicht mehr dem Stand der Technik. Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ begründet das Verkehrsdezernat die Entscheidung mit einem Unfall, der weder in der Mitteilung an die Politik noch in der offiziellen Pressemitteilung Erwähnung fand.

Stadt Köln prüfte Bauwerk nach Unfall vor einigen Wochen 

„Es hat vor ein paar Wochen einen Unfall auf der Strombrücke hinter Deutz in Fahrtrichtung Zoo gegeben, bei dem ein LKW über das Schrammbord gefahren ist und dieses auf mehreren Metern Länge zerstört hat – zum Glück ist niemand zu Schaden gekommen“, sagte ein Stadtsprecher. Das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau habe den Unfall untersucht und festgestellt, dass die passiven Schutzeinrichtungen – in diesem Fall das „Schrammbord“ – nicht mehr den heutigen Regeln der Technik entsprechen. Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit führe die Stadt deshalb Tempo 50 ein.

LKW dürfen die sanierungsbedürftige Zoobrücke bereits seit vielen Jahren ohnehin nur noch mit Tempo 50 befahren. Das Verkehrsdezernat räumte auf erneute Nachfrage ein, dass die Schutzelemente auch bei einer Drosselung von Tempo 80 auf Tempo 50 keine Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger garantieren können. „Tatsächlich können auch bei normgerechter Ausführung schwere Schäden und Unfallfolgen nicht vollständig vermieden werden“, sagte der Stadtsprecher. Passive Schutzeinrichtungen würden aber ein definiertes Maß an Rückhalt und Widerstand geben — ohne diese wären Unfallfolgen absehbar größer.

Stadt Köln will weitere Straßen auf neue Tempolimits prüfen

Dass es im Stadtgebiet weitere Straßen gibt, auf denen keine modernen Schutzelemente installiert sind und auf denen dennoch zurzeit Tempo 70 gilt, lässt das Verkehrsdezernat als Argument nicht gelten. Man gehe Auffälligkeiten anlassbezogen nach. Das Dezernat habe entschieden, auch einen Abschnitt entlang der Straße Pfälzischer Ring in Mülheim in die Überprüfung zu geben. Ein Abschnitt der Luxemburger Straße werde ebenfalls zur weiteren Bearbeitung aufgenommen und die Situation mit dem Landesbetrieb Straßen NRW als Baulastträger erörtert.

Die Stadt lässt im Zeitraum zwischen Samstag, 30. September, 18 Uhr, und Sonntag, 4 Uhr, die Verkehrsschilder austauschen, die das Tempolimit anzeigen. Während der Arbeiten wird im Bereich der jeweiligen Arbeitsstelle ein Fahrstreifen gesperrt sein. Hinzu kommen Schilder mit dem Hinweis „Brückenschäden“, die sich auf die veralteten Schutzelemente beziehen. Die stationären Blitzanlagen auf der Brücke stellt die Stadt am Sonntag um.

Die Politik hat bereits angekündigt, zu Tempo 80 zurückkehren zu wollen. Das wird allerdings sehr wahrscheinlich noch lange dauern. Eine Verbesserung der Schutzelemente sei mit teilweise „erheblichen baulichen Eingriffen“ verbunden. Aktuell sei es nicht möglich, Angaben bezüglich des Ausführungszeitraumes zu machen, so das Verkehrsdezernat.

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