Meilenstein unter der AltstadtErste Einblicke in die Archäologische Zone von Köln

Lesezeit 3 Minuten
archaeologische zone001

Die mittelalterlichen Überreste des jüdischen Viertels stehen teils auf römischen Wänden.

Köln – Es gab in den vergangenen Jahren wahrlich nicht viel zu feiern beim Projekt Archäologische Zone/Jüdisches Museum. Der Bau liegt weit hinter dem eigentlichen Zeitplan zurück, die Kosten steigen unaufhörlich, immer wieder musste umgeplant werden, zuletzt kündigte die Stadt dem Stahlbauunternehmen – einem Schlüsselgewerk für das Museum. Nun jedoch sprechen die Verantwortlichen von einem „Meilenstein“, der unter der Erde geschafft worden sei: Das Praetorium wurde mit dem künftigen neuen Teil der Archäologischen Zone verbunden.

Kölner Stadtgeschichte auf 6000 Quadratmetern unter der Erde

Die oberirdischen Arbeiten am Museum ruhen weitestgehend, da wegen des Streits mit der Stahlbaufirma noch nicht klar ist, wer diesen wichtigen Part übernehmen wird. Unter Tage jedoch, also in der Archäologischen Zone, geht es unverdrossen weiter. Unter dem Spanischen Bau und dem Rathausvorplatz entsteht eine rund 6000 Quadratmeter große unterirdische Ebene, in der Besucher künftig auf einem 600 Meter langen Parcours durch die Jahrhunderte der Kölner Stadtgeschichte wandern können – von den Überresten des römischen Statthalterpalasts im Praetorium bis ins mittelalterliche jüdische Viertel und in das Goldschmiedeviertel. Nun wurden Antike und Mittelalter mit fünf Meter breiten und 2,5 Meter hohen Mauerdurchbrüchen miteinander verbunden.

archaeologische zone002

Anne Henk-Holstein(v.l.), Ulrike Lubek, Petra Rinnenburger und Henriette Reker in der unterirdichen Archäologischen Zone mit antiken und mittelalterlichen Mauern.

Die Durchbrüche zu schaffen, war durchaus anspruchsvoll, erläutert Gebäudewirtschaftschefin Petra Rinnenburger. Unter beengten Bedingungen unter der Erde mussten aus der erdbebensicheren Doppelwand zwischen Praetorium und historischem jüdischem Viertel pro Durchbruch 18 Tonnen Material gebohrt werden, sagt Rinnenburger. Zudem wurde tonnenweise Sand aus den Überresten des jüdischen Bereichs gesaugt. Die Grabungsstätte war 2014 mit Sand aufgefüllt worden, um die Bodendenkmäler während der ersten oberirdischen Bauarbeiten zu schützen und um Stützpfeiler für die Deckenkonstruktion der Archäologischen Zone einzuziehen. Zudem steht die Spannbetondecke über dem Praetorium, die an den neuen unterirdischen Teil grenzt, unter Denkmalschutz, weshalb vorsichtig vorgegangen werden musste. Das komplizierte Vorhaben habe „internationale Beachtung gefunden“, sagt Rinnenburger, die mit dem Ergebnis vollauf zufrieden ist: „Das ist Ingenieurskunst in Vollendung.“

Alles zum Thema Henriette Reker

Umgeben von „Architektur von Weltrang“

Die Archäologische Zone und das Jüdische Museum fügten sich nahtlos ein in eine Umgebung mit „Architektur von Weltrang“, befand Ulrike Lubek, Direktorin des Landschaftsverbands Rheinland (LVR). Hier werde „faszinierende Geschichte erlebbar.“ Der LVR wird Träger der Einrichtungen, wenn sie fertig sind, die Stadt Köln ist Bauherrin. „Dieses spektakuläre Museumsprojekt ist etwas ganz besonderes“, urteilt Anne Henk-Holstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland. Sie sehe es auch als „aufklärenden Beitrag gegen Antisemitismus.“

Das könnte Sie auch interessieren:

„Wir hatten die Hoffnung, es schon zu eröffnen. Aber man muss eben einen langen Atem haben“, sagt Henk-Holstein. In der Tat. Eigentlich war die Eröffnung für 2019 geplant. Doch durch immer neue Probleme musste der Termin immer wieder verschoben werden. Zuletzt legte ein Streit mit der Firma, die die Stahlteile für das Museum produziert, den oberirdischen Teil des Projekts lahm. Wann und wie dieser Konflikt gelöst werden kann, ist offen. Zuletzt war das Jahr 2025 im Gespräch – dies Zahl stammt jedoch aus der Zeit vor der Auseinandersetzung mit dem Stahlbauer. Auch OB Henriette Reker mochte keine Prognose abgeben, wann die Archäologische Zone und das Jüdische Museum für Besucherinnen und Besucher zugänglich sein werden. „Ich rechne eher in Jahren“, sagt sie nur.

Baukosten massiv gestiegen

Rechnen müssen die Verantwortlichen auch bei den Gesamt-Baukosten, und das immer wieder neu. Nach ersten Prognosen von ungefähr 77 Millionen Euro liegt der Stand der Vorhersagen inzwischen bei 127 Millionen Euro. Doch ist mehr als wahrscheinlich, dass es dabei nicht bleibt. Vor allem der Zeitverzug durch den Zwist mit der Stahlbaufirma wird die Kosten weiter steigen lassen, da viele andere Gewerke nicht weiterarbeiten können, solange die Stahlbaufrage nicht geklärt ist. 

KStA abonnieren