Nach der Affäre um BörschelGutachter empfehlen neuen Chef für Kölner Stadtwerke

Lesezeit 3 Minuten
Martin Börschel

Martin Börschel

Köln – Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC empfiehlt den Kölner Stadtwerken die Einführung einer hauptamtlichen Geschäftsführung. Das Unternehmen, unter dessen Dach die städtischen Töchter und Beteiligungsfirmen wirtschaften, sollte nicht mehr wie bisher von nebenamtlichen Chefs geführt werden.

Die Gutachter haben dem Aufsichtsrat der Stadtwerke am Freitag die Ergebnisse ihrer Prüfung vorgelegt, die nach der Affäre um den intransparenten Postenklüngel im Unternehmen im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben worden war. Damals war im kleinen Kreis von den Spitzen von SPD, CDU und Grünen ausgehandelt worden, dass der damalige Fraktionschef Martin Börschel hauptamtlicher Chef der Stadtwerke werden sollte. Nachdem die Verfahren zur Schaffung der neuen Stelle und ihrer Besetzung kritisiert worden waren, wurden sie im Aufsichtsrat gestoppt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das Kontrollgremium leitete im Sommer vergangenen Jahres ein neues Verfahren ein: Vor einer möglichen Stellenbesetzung sollte geklärt werden, ob der neue hauptamtliche Spitzenjob überhaupt nötig sei. Die Gutachter halten ihn für „unternehmerisch angemessen“: „Aufgrund der Größe des Konzerns mit einem Umsatz von 5,6 Milliarden Euro und mit 12 700 Mitarbeitern sowie des breiten Aufgabenspektrums scheine eine hauptamtliche Geschäftsführung in Kombination mit der nebenamtlichen sinnvoll“, teilte Aufsichtsratsvorsitzender Garrelt Duin nach der Sitzung das Ergebnis der Experten von PWC mit. Der ehemalige NRW-Wirtschaftsminister, der nach der Klüngel-Affäre auf Vorschlag der SPD den Job in Köln übernommen hatte, machte aber auch klar, dass mit dem Gutachten noch keine Entscheidung gefallen ist.

„Ob wir uns den Ergebnissen anschließen, werden die Beratungen erst ergeben. Eine Entscheidung darüber wird mit maximaler Transparenz erfolgen.“ Nach der Sommerpause werde man „ergebnisoffen“ und „in Ruhe“ über die Argumente des Gutachtens und seine Schlussfolgerungen beraten. Es werde nichts „übers Knie gebrochen“.

Die AWB gehört zum Stadtwerke-Konzern

Die AWB gehört zum Stadtwerke-Konzern

Die Gutachter haben die Marktentwicklungen und die Binnenstruktur der Stadtwerke analysiert. Es wurden unter anderem Interviews mit 20 Personen aus den Stadtwerken und ihrem Umfeld geführt. Auch die Geschäftsführer des Unternehmens war vom Aufsichtsrat um eine Einschätzung gebeten worden. Sie sprechen sich für einen hauptamtlichen Kollegen aus, der die nebenamtliche Geschäftsführung ergänzen soll.

Die Führung der Stadtwerke besteht zurzeit aus dem Rhein-Energie-Chef Dieter Steinkamp und dem für diesen Job freigestellten Stadtwerke-Prokuristen Dirk Kolkmann. Er soll den Job vorübergehend machen, bis aus dem Kreis der Unternehmensführungen der Stadtwerke-Töchter ein oder zwei weitere nebenamtliche Geschäftsführer benannt werden. Bis Ende 2018 war der damalige KVB-Chef Jürgen Fenske zweiter Mann an der Stadtwerke-Spitze.

Die Stadtwerke

Unter dem Dach der Gesellschaft, die zu 100 Prozent der Stadt gehört, hat sich in den vergangenen Jahren ein Geflecht von rund 110 Tochterunternehmen und Beteiligungen gebildet. Die wichtigsten Unternehmen sind KVB, Rhein-Energie, AWB, Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) und Netcologne. Die Stadtwerke sind zuständig für die so genannte „Daseinsvorsorge“ in Köln . Doch tatsächlich haben sich durch Firmenbeteiligungen Verbindungen entwickelt, die nicht nur im Umland Einfluss nehmen, sondern bis in die Häfen von Rotterdam und Hamburg reichen. (fra)

KStA abonnieren