Nach KlinikverbundKölner Uni-Dekan möchte neuen Medizin-Campus im Rechtsrheinischen

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Die Uniklinik in Köln-Lindenthal

  • Falls Uniklinik und städtische Klinik künftig zusammenarbeiten sollten, könnte im Rechtsrheinischen ein neuer Medizincampus der Universität entstehen.
  • Dadurch könnte die Anzahl der begehrten Medizinstudienplätze verdoppelt werden.
  • Auch die Anzahl der Krankenhausbetten könne sich massiv erhöhen.

Köln – Falls Uniklinik und städtische Klinik künftig zusammenarbeiten sollten, könnte im Rechtsrheinischen ein neuer Medizincampus der Universität entstehen. Hier könnten Pflegekräfte, Therapeuten und Medizinstudenten unterrichtet werden, sagte der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität, Gereon R. Fink. Langfristig könne auch die Anzahl der derzeit 3600 Medizinstudenten an der Uni Köln massiv erhöht werden. „Im Prinzip könnte man die Anzahl verdoppeln, aber man wird das nur schrittweise tun“, sagte Fink.

Dafür müsse allerdings die Ausbildung der Medizinstudenten an der Uni finanziell gesichert werden. Denn vor dem Einsatz in der Klinik müssen Studenten vorklinische Seminare besuchen, die an der Medizinischen Fakultät der Hochschule abgehalten werden. Bedenken müsse man auch, dass das Klinikum Merheim derzeit mit der privaten Universität Witten/Herdecke zusammenarbeite. „Wir wollen da nichts kaputt machen“, so Fink.

Mögliche Zusammenarbeit von Stadt Köln und Uniklinik

Generell begrüßt Fink die mögliche Kooperation der Kliniken und hofft auf eine „Universitätsmedizin mit mehreren Standorten“. Diese böte „alle Chancen für einen international herausragenden Gesundheitsstandort Köln“. Der Rat hatte am vergangenen Donnerstag beschlossen, dass Stadt und Uniklinik Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit ausloten sollen. Derzeit wird eine Stiftungslösung mit zwei Beteiligungsgesellschaften diskutiert. In diesem Rahmen sollen die Liegenschaften bei der Stadt verbleiben, das operative Geschäft soll die Uniklinik führen. Die Stadt erhielte ein Stimmrecht im Stiftungsrat, müsste aber auch für die Altschulden in dreistelliger Millionenhöhe aufkommen.

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Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität, Gereon R. Fink.

Dekan Fink sieht nun die Chance, Kräfte zu bündeln: „Für die Wissenschaft ergeben sich völlig neue Dimensionen.“ Die Anzahl der Betten würde sich bei einer Kooperation auf 3000 verdoppeln, die Uniklinik könnte damit auf bedeutend größere Patientendaten als in der Vergangenheit zugreifen. Dies sei notwendig, um großangelegte Therapiestudien durchführen zu können, von denen auch die Patienten profitieren.

Uni Köln: Medizinische Fakultät benötigt neue Gebäude

Zusätzlich könnte die Uniklinik davon profitieren, dass es an den rechtsrheinischen Standorten Erweiterungsflächen gebe, die der Uniklinik in Lindenthal fehlten. „Wir sitzen hier eingeschnürt, die Jacke ist einfach zu. Wenn wir hier ein Gebäude neu bauen wollen, müssen wir erst ein anderes abreißen“, so Fink. Auch die Medizinische Fakultät müsse dringend neue Gebäude errichten: Etwa die in die Jahre gekommenen Gebäude der Biochemie und Physiologie sowie die Anatomie, in der derzeit nur im Wintersemester gelehrt werden kann, müssten dringend ersetzt werden.

Der Wissenschaftsrat hatte jüngst die Uniklinik Köln und die Medizinische Fakultät im Rahmen eines Gutachtens zur „Universitätsmedizin NRW“ als „exzellent“ gelobt und ihr bescheinigt, sich „national und international sichtbar sehr erfolgreich entwickelt“ zu haben. Die Medizinische Fakultät sei in den Bereichen Forschung und Lehre gut aufgestellt und gut vernetzt mit anderen Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen. Kritik gab es aber für jene mangelnden Erweiterungsflächen.

Kölner Fakultät erhält 13 Prozent weniger Geld

Zudem sieht das Gremium die Medizinische Fakultät im Vergleich zu anderen Fakultäten in NRW unterfinanziert. Dies bedeutet, dass im Durchschnitt die NRW-Fakultäten über 40.300 Euro pro Studierenden erhalten, Köln jedoch nur 35.500 Euro – 13 Prozent weniger. Fink beziffert den Fehlbedarf auf 70 Millionen Euro an der Medizinischen Fakultät, um marode Gebäude zu ersetzen. Weitere 70 Millionen Euro müssten in die IT-Infrastruktur investiert werden.

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Fink glaubt nicht, dass der Verbund mit einem Abbau von Arbeitskräften einhergeht. Man benötige Ärzte wie Pflegekräfte. Sicher gebe es Abteilungen, die doppelt vorhanden seien, aber das sei oft auch sinnvoll. „Man wird nicht alle Schlaganfall- oder Herzinfarkt-Patienten vom Rechtsrheinischen ins Linksrheinische bringen wollen.“ Ziel sei eine bestmögliche Versorgung auf universitärem Niveau für die gesamte Bevölkerung. Freilich werde es auch Synergieeffekte geben. „Man wird nicht alles doppelt vorhalten können, weil das unwirtschaftlich wäre“, schränkt er ein. Vieles sei derzeit aber noch schwer einzustufen, weil die Uniklinik noch keinen Einblick in die Bücher der städtischen Kliniken nehmen konnten. „Wir wissen aber, dass es Probleme gibt. Aber nach derzeitigem Kenntnisstand bietet sich hier eine einmalige Chance für den Gesundheitsstandort Köln.“

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