Rekord bei Bürgerbeteiligung5000 Stellungnahmen zum FC-Ausbau im Kölner Grüngürtel

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Das Geißbockheim im Äußeren Grüngürtel

Das Geißbockheim im Äußeren Grüngürtel

Köln – Die Bürgerbeteiligung an den Plänen des 1. FC Köln zum Ausbau der Trainingsanlagen am Geißbockheim sorgt für einen Rekord: Bis Freitagmittag, zwölf Stunden vor Ablauf der Frist, lagen der Stadtverwaltung nach eigenen Angaben mehr als 5000 schriftliche Stellungnahmen von Kölnerinnen und Kölnern vor. An diesem Wochenende endet die Frist, in der sich Bürger zu dem Vorhaben des Vereins im Grüngürtel äußern können.

Der Fußballklub will sein Übungsgelände um drei Plätze und ein Leistungszentrum erweitern. Die genaue Zahl der Bürgereingaben wird die Verwaltung in der kommenden Woche bekanntgeben. Zum Vergleich: Im Planverfahren für den Bau der Müllverbrennungsanlage in Niehl waren in den 1990er Jahren rund 1000 Stellungnahmen eingegangen. Diese langjährige Rekordzahl wird im laufenden Beteiligungsverfahren um ein Mehrfaches übertroffen. Die Stadtverwaltung muss die Argumente der Bürger bewerten und dem Stadtrat vorlegen. Die Politiker, ohne deren Genehmigung der Profi-Klub seine Planungen nicht umsetzen darf, sollen die Stellungnahmen in ihren Überlegungen berücksichtigen.

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Sowohl Gegner als auch Befürworter des Vorhabens haben die Zahl der Eingaben zuletzt forciert. Nachdem der FC seine Mitglieder aufgerufen hatte, sich an dem Verfahren zu beteiligen und Briefe an die Stadt zu schicken, verteilten die Lindenthaler 4000 Schreiben verteilt, in denen sie Bürger aufforderten, noch mehr schriftliche Eingaben zu verfassen.

Alles zum Thema Henriette Reker

Während Oberbürgermeisterin Henriette Reker Mitte August auf Distanz zu den Plänen gegangen war, aber lediglich „einen anderen Platz“ ins Spiel gebracht hatte, haben die Grünen bereits einen konkreten Vorschlag ins Spiel gebracht: eine Ackerfläche in Marsdorf, die bisher für den Neubau des Großmarkts vorgesehen war.

Lionel Souque (l.), FC-Aufsichtsratsvorsitzender und Chef des Hauptsponsors Rewe, als Trainings-Zaungast am Geißbockheim

Lionel Souque (l.), FC-Aufsichtsratsvorsitzender und Chef des Hauptsponsors Rewe, als Trainings-Zaungast am Geißbockheim

Der Plan stößt beim 1. FC Köln weiter auf Ablehnung. Nachdem Klub-Geschäftsführer Alexander Wehrle im Gespräch mit dieser Zeitung bereits erklärt hatte, die Frage nach Alternativen zum Grüngürtel stelle sich für den FC nicht, übt auch Aufsichtsratschef Lionel Souque deutliche Kritik an den Plänen: „Im Grüngürtel wird seit 100 Jahren Sport getrieben. Jetzt zu verlangen, dass der Verein an einen anderen Standort zieht, verwundert mich sehr. Das würde wieder mehrere Jahre dauern und zu neuen Diskussionen führen.“

Souque zweifelt die Argumentation der Ausbaugegner an

Ein anderer Standort würde zudem eine viel größere Baustelle bedeuten, schließlich müsste alles neu gebaut werden. „Was wäre dann mit den Investitionen, die bislang getätigt wurden? Mit den Restaurants, Büros und Sportanlagen, die es schon gibt?“, so Rewe-Chef Souque, dessen Unternehmen Hauptsponsor des Klubs ist, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Souque zweifelt die Argumentation der Ausbaugegner an, die neuen Fußballplätze würden zu einer Beeinträchtigung des Stadtklimas führen. Er glaube nicht, dass drei Fußballfelder Kölns größtes Umweltproblem seien: „Niemand sagt, dass die Erweiterung im Grüngürtel die ideale Lösung ist – aber es ist die beste“, so Souque.

Abstimmen wird über das Vorhaben zunächst der Stadtrat. Neben der SPD, die scharfe Kritik an der Kehrtwende der Oberbürgermeisterin geübt hat, unterstützen auch CDU und FDP die Pläne des Klubs. Doch ein möglicher Baubeginn liegt auch im Falle eines positiven Votums in weiter Ferne. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat eine Klage angekündigt. Der Eingriff in das Landschaftsbild sei rechtswidrig, argumentieren die Naturschützer. (adm/caf)  

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