St. Vinzenz-Hospital in Köln150 Jahre nach Gründung steht wieder ein Virus im Fokus

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Hauptportal an der Merheimer Straße

Köln – Die lebensbedrohliche Krankheit wurde durch Viren übertragen. Viele Kölner waren 1871 den Pocken hilflos ausgeliefert. Auch in dem Vorort Nippes, der damals noch zur Bürgermeisterei Longerich gehörte, breiteten sich die „Blattern“ aus. Ein Krankenhaus gab es nicht. Hilfe und Unterstützung kam von der Ordensgemeinschaft der Vinzentinerinnen.

Sie hatten im Mai 1871 ihr Mutterhaus an der (späteren) Merheimer Straße in Nippes bezogen. Um die Menschen versorgen zu können, errichteten sie im Klostergarten ein Zelt, in dem die Infizierten isoliert und gepflegt werden konnten.

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Aus dem Vinzenz-Kloster, hier auf einer undatierten Aufnahme, entstand das Krankenhaus.

Mit dieser noch provisorischen stationären Krankenpflege begann die Geschichte des St. Vinzenz-Hospitals. 1871 erhielten die Ordensschwestern die offizielle Erlaubnis, eine Privatkrankenanstalt zu führen. In den folgenden Jahren wurde daraus ein funktionsfähiges Krankenhaus. Bereits 1903 gab es moderne Operationssäle und ein Röntgenzimmer.

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Virus bestimmt wieder das Geschehen

150 Jahre nach den Anfängen im Zelt bestimmt wiederum ein Virus das Geschehen. „Wir wollten ganz groß im Nippeser Tälchen feiern. Leider hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht“, bedauert Geschäftsführer Pit Zimmermann. Nun sind seit einigen Monaten eine Straßenbahn und zehn Busse mit dem Vinzenz-Schriftzug in der Stadt unterwegs.

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Das St. Vinzenz-Hospital zählt zu den ältesten noch bestehenden Krankenhäusern in Köln. Älter ist das St. Marien-Hospital, das 1864 gegründet wurde. Die Geschichte des St. Franziskus-Hospitals reicht bis ins Jahr 1868 zurück. Vor fast 30 Jahren kam der Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Professor Dietmar Pennig, zum Vinzenz. Der Chefarzt ist zugleich ärztlicher Direktor. Ende September tritt er in den Ruhestand. „Unfassbar, wie rasch die Zeit vergangen ist. Ich habe diese Jahre als eine sehr dynamische Zeit erlebt. Es hat sich baulich total viel verändert.

Errichtung eines Hubschrauberlandeplatz

So ist zum Beispiel ein Hubschrauberlandeplatz dazu gekommen. Das war sehr wichtig, um eine spezialisierte Versorgung gewährleisten zu können. Wir sind erweiterter Notfallversorger, das heißt, wir bilden mit der Uniklinik linksrheinisch das höchste Versorgungsspektrum ab. Wir sind ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung, haben aber mit unseren zwölf medizinischen Fachbereichen und sechs spezialisierten Zentren eine Strahlkraft weit über Köln hinaus“, sagt Pennig.

370 Betten und zwölf Fachabteilungen

Das St. Vinzenz-Hospital ist ein katholisches Krankenhaus. Seit 1994 gehört es zum Verbund der Krankenhäuser der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria. Es verfügt über 370 Betten, hat rund 1000 Beschäftigte und versorgt im Jahr etwa 16.000 stationäre und 30.000 ambulante Patienten. Neben dem St. Vinzenz-Hospital gehören in Köln das Heilig-Geist-Krankenhaus, das St. Marien-Hospital und das St. Franziskus-Hospital sowie die Kunibertsklinik zum Verbund. Die einzelnen Häuser arbeiten eng zusammen. Das St. Vinzenz-Hospital hat zwölf Fachabteilungen und ist akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln für den Fachbereich Chirurgie. (mos)

Seit den Zelt-Zeiten im Garten musste fast immer irgendwo um-, an- oder neu gebaut werden. 1928 kam ein Neubau mit der markanten Eingangsfront an der Merheimer Straße dazu. Das Vinzenz galt damals als das modernste Krankenhaus der Rheinprovinz. In den 1990er-Jahren entstand ein neuer Funktionstrakt, für den ein Teil des Klostergartens weichen musste.

Aktuell wird wieder gebaut. Vor gut zwei Jahren hat die Komplettsanierung des historischen Gebäudekomplexes begonnen. Die Sanierung und der Umbau der ehemaligen Geburtshilfestation mitsamt der Kreißsäle zu einer zusätzlichen Pflegestation sind abgeschlossen. „Das Bistro Paul, die neue Cafeteria, ist fertig, das ehemalige Hospiz ist umgebaut, die Endoskopie erweitert und die Fassade instandgesetzt worden. Als nächstes werden das Isogebäude und die ehemaligen Archivhallen dahinter abgerissen. Wenn die erforderlichen Genehmigungen rechtzeitig kommen, soll Ende des Jahres der Wiederaufbau beginnen“, sagt Pit Zimmermann.  

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