Ermittlungen gegen FußballstarMetzelder unter Verdacht

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Christoph Metzelder

Christoph Metzelder

Köln – Bundesweit erkundigten sich Medienvertreter am Mittwoch bei der Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft, ob es denn wahr sein könne. Ob der ungeheure Verdacht gegen den Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder (38) tatsächlich stimme?

„Wir können bestätigen, dass gegen Herrn Metzelder wegen der Verbreitung von kinderpornografischen Dateien via Whatsapp ermittelt wird“, bestätigte Staatsanwältin Liddy Oechtering auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Am 19. August habe ihre Behörde ein entsprechendes Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet. Dem war ein Hinweis an die Polizei vorausgegangen. Der Tippgeber berichtete nach Angaben der Behördensprecherin, dass Metzelder einer Bekannten in Hamburg per Whatsapp kinderpornografische Aufnahmen übermittelt habe. Die Polizei ging dem Hinweis nach und stellte die Bilder bei der Freundin sicher.

„Bei der Überprüfung der Aufnahmen stellte sich heraus, dass es sich um Whatsapp-Bilder mit kinderpornografischem Inhalt handelte“, so die Behördensprecherin. Auch stand für die Ermittler fest, wer sie verschickt hatte.

Der Sachverhalt sei sorgfältig geprüft worden. Danach habe man einen Durchsuchungsbeschluss beim Amtsrichter erwirkt, der am Dienstag vollstreckt worden sei.

Beamte holten Metzelder in der Sportschule Hennef ab

Beamte des Landeskriminalamts (LKA) holten Metzelder in der Sportschule Hennef ab, wo er derzeit seinen Trainerschein macht. Sie beschlagnahmten sein Handy und fuhren mit ihm zu seiner Wohnung in Düsseldorf.

Dort wurden unter anderem Datenträger und Computer konfisziert. „Die Auswertung wird noch andauern“, so Staatsanwältin Oechtering. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung.

Die ARD, für die Metzelder als Fußball-Kommentator tätig war, lässt laut Sportkoordinator Axel Balkausky zumindest erst einmal die Zusammenarbeit ruhen, bis sich die Vorwürfe geklärt haben.

Metzelder selbst hat sich nach Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft bisher nicht zu den Beschuldigungen geäußert. Doch es ist klar, dass der Vizeweltmeister von 2002 um seine Reputation kämpfen muss wie noch nie zuvor.

Nicht nur, dass der inzwischen verschärfte Strafrahmen in diesem Fall drei Monate bis fünf Jahre vorsieht. Sollte sich der Verdacht bewahrheiten, ist sein Ruf ruiniert – nicht nur in der Sportwelt.

Folglich bleibt rätselhaft, warum der gebürtige Westfale, der sich als Werbebotschafter „Schutzengel“ in einem Verein gegen Kinderprostitution engagiert, solche Dateien verschickt haben soll. Auch hat er 2006 eine eigene Stiftung gegründet, in der es um Projekte für die „Zukunft Jugend“ geht.

Auch die Rolle seiner Bekannten, bei der sich die Bilder fanden, und das Motiv des Hinweisgebers sind derzeit noch unklar.

Erinnerung an Fall Edathy

Der Fall erinnert an frühere Kinderpornografie-Affären. Im Februar 2014 trat der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy zurück, nachdem bei ihm Videos und Bilder von nackten Kindern gefunden worden waren.

Nach einem Geständnis vor dem Landgericht im niedersächsischen Verden wurde das Verfahren wegen Besitzes von Kinderpornografie gegen eine Geldauflage von 5000 Euro eingestellt. Damit ist der Ex-Parlamentarier nicht vorbestraft.

Die Richter begründeten das Urteil mit dem Hinweis, dass Edathy keine Vorstrafen habe. Zudem habe es sich um eine geringe Menge Kinderpornomaterial gehandelt. Darüber hinaus habe der Angeklagte auch bereits durch die Begleitumstände des Verfahrens und die breite öffentliche Berichterstattung Nachteile erlitten. Seine politische Karriere sei beendet.

Berufliche Perspektiven bestünden kaum „und sein privates und gesellschaftliches Ansehen dürfte irreparabel beschädigt sein“, hieß es in einer Pressemitteilung. Aus dem Fall zog der Bundestag seinerzeit Lehren und verschärfte den Strafrahmen für den Verkauf und Handel mit Nacktbildern von Kindern.

Im Fall von Christoph Metzelder werden die weiteren Ermittlungen zeigen, was an der Verdachtslage dran ist.

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