Missbrauch von WermelskirchenTäter hätte möglicherweise früher gefasst werden können

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Der Ortsteil in Wermelskirchen, in dem der Hauptverdächtige wohnte.

Marcus R., der Kindes-Missbraucher aus Wermelskirchen, hätte womöglich schon viel früher gefasst werden können als im Dezember vergangenen Jahres. Bereits am Dienstag berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“ exklusiv über den Sachverhalt, jetzt spricht der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul von neuen Ermittlungen in dieser Angelegenheit.

Bei den Untersuchungen zu einem großen Missbrauchskomplex in Münster hatte die Polizei einen Kontakt von R. zu der Schlüsselfigur in dem Fall entdeckt, die bereits im Sommer 2020 verhaftet worden war. Da R., der unter anderem den Münsteraner Täter in Chats zu immer abscheulicheren Straftaten aufgefordert haben soll, damals unter einem Aliasnamen agierte, konnten die Ermittler ihn damals nicht identifizieren, teilte die Münsteraner Polizei auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit.

Chats im Münsteraner Fall waren verschlüsselt

Dieser Umstand jedoch könnte vor allem der Rechtslage geschuldet sein. Die Chats fanden im Münsteraner Fall meist verschlüsselt über den Messengerdienst „Wire“ statt. Die Polizei ermittelte den Nickname und eine Scheinadresse des Täters. Als die NRW-Behörden nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ per Rechtshilfeersuchen bei dem Schweizer Betreiber des Dienstes die IP-Adresse erbaten, um den Pädokriminellen ausfindig zu machen, wurden ihnen diese Daten nicht übermittelt - womöglich weil sie bei Wire mittlerweile schon gelöscht worden waren.

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Nach wie vor müssen Telekommunikations-Dienste keine Account-Daten ihrer Kunden vorhalten. Manche Unternehmen speichern diese Daten allerdings bis zu einer Woche. Spätere Anfragen der Sicherheitsbehörden führen ins Nichts. Durch die Anfrage in der Schweiz erhielten die Ermittler dem Vernehmen nach aber zumindest eine E-Mail-Adresse, mit der der Tarnname angemeldet worden war.

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Die Hoffnung der Ermittler auf eine heiße Spur aber war auch diesmal schnell wieder verpufft, heißt es in Sicherheitskreisen. Der E-Mail-Anbieter existierte zwischenzeitlich nicht mehr, so dass auch keine weiteren Informationen zu dem Mann mit dem Tarnnamen zu erhalten waren. Die damaligen Umstände, die dazu führten, dass Marcus R. nicht identifiziert werden konnte, sind nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ jetzt der Gegenstand der erneuten Ermittlungen, die Innenminister Reul erwähnt hat.

Dabei gehen die Strafverfolger insbesondere der Fragen nach, warum der Schweizer Provider seinerzeit die IP-Adresse des Beschuldigten Marcus R. nicht übermittelt hatte. Der Wermelskirchener Täter war erst Ende 2021 nach der Enttarnung eines Berliner Komplizen ausfindig gemacht und festgenommen worden.    

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