Flossbach von StorchEine Gewinnmaschine – mit Blick auf den Dom

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Blick auf den Dom aus dem Triangle-Hochhaus, dem Deutzer Firmensitz von Flossbach von Storch.

  • Mitgründer Kurt von Storch spricht über den Aufsteig des Vermögensverwalters Flossbach von Storch in Köln-Deutz
  • Im Podcast „ekonomy mit K“ erklärt der 60-Jährige den hohen Firmengewinn
  • 280 Mitarbeiter verwalten 70 Milliarden Euro von privaten und professionellen Anlegern

Acht Etagen nutzt der Vermögensverwalter Flossbach von Storch mittlerweile im Triangle-Turm in Köln-Deutz. Der Blick von dort fällt unverstellt auf den Rhein, auf Hohenzollernbrücke und den Dom. Eine Aussicht, die „erdet“, sagt Mitgründer Kurt von Storch in der neuen Ausgabe von „ekonomy mit K“, dem Wirtschafts-Podcast des Kölner Stadt-Anzeiger.

Von Storch und die 280 Mitarbeiter des Unternehmens können die Erdung gut gebrauchen. Denn innerhalb von drei Jahren hat sich das Vermögen, das sie verwalten, auf etwa 70 Milliarden Euro verdoppelt. Ein echter Höhenflug, der überheblich werden lassen könnte. Denn das Plus ist nicht nur durch anhaltende Kursgewinne an den Börsen zustande gekommen. Auch frisches Geld stecken Anleger jährlich in Milliardenhöhe in die Produkte des Unternehmens.

Das Flaggschiff des Hauses ist ein Fonds, der vor allem – aber nicht nur – in Aktien investiert. Etwa 23 Milliarden Euro haben vermögende und weniger vermögende Anleger allein in die in Deutschland vertriebene Variante des „Multiple Opportunities“ investiert.

Alles zum Thema Universität zu Köln

Im Jahr 2019 machte das Unternehmen Flossbach von Storch 325 Millionen Euro Gewinn, wie der Jahresbericht zeigt.  Das Geschäftsmodell sei „erfolgreich und darauf sind wir auch stolz“, sagt Kurt von Storch dazu. Ein Understatement, bei einem Gewinn von 1,16 Millionen Euro pro Mitarbeiter – auch wenn der Überschuss im vergangenen Jahr nicht ganz so hoch ausgefallen sei wie 2019, wie der Firmenlenker sagt.

kurt von storch

Kurt von Storch.

Die Erfolgsgeschichte begann im Jahr 1998 als von Storch und Bert Flossbach in Köln ihr gemeinsames Unternehmen eröffneten. Nach Karrieren bei Vermögensverwaltern und der Investmentbank Goldman Sachs wollten sie ihrem Faible für Geldanlage unabhängig nachgehen. Zunächst betreuten sie nur eine Handvoll superreicher Familien. Wer genau zum Kundenkreis gehörte oder gehört, gibt von Storch nicht preis.

Von der Finanzstadt Frankfurt hielten sich die Finanzmanager mit dem Start in die Selbständigkeit bewusst fern. Flossbach plädierte dafür, in München zu gründen, der Hamburger von Storch hätte seine Heimatstadt im Norden bevorzugt.

„Unsere Ehefrauen waren nicht wirklich begeistert“

Und so wurde es als Kompromiss Köln, wo sich die beiden während des Studiums kennen gelernt hatten. „Unsere Ehefrauen waren nicht wirklich begeistert“, erinnert sich von Storch an die Phase der Standortwahl. Doch die Verbundenheit zur Stadt ist mittlerweile groß. Er selbst ist  HSV-Fan, beschreibt aber euphorisch die Stimmung im Rhein-Energie-Stadion – und seine drei Kinder fiebern grundsätzlich für den 1. FC Köln.

In Raum 110 eines Gebäudes der Universität Köln hatte von Storch in den 1980er-Jahren mit ein paar Kommilitonen gemeinsam Geld angelegt, einer der Mitstudenten war Bert Flossbach. Eine Freundschaft entstand. Auch unsinnige Investments machten sie damals, erzählt von Storch. Etwa standen gewagte Goldminenaktien auf dem Kaufzettel.


Podcast „ekonomy mit K“

Das komplette einstündige Gespräch mit Kurt von Storch können Sie auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Spotify oder Deezer hören. Suchen Sie dort dazu nach „ekonomy mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Unter anderem können Sie dort auch noch die Interviews mit Ergobag-Mitgründer Sven-Oliver Pink und KVB-Chefin Stefanie Haaks nachhören.

Wenn Sie dem Podcast folgen, verpassen Sie keine der künftigen Ausgaben. Alternativ können Sie das Gespräch mit Kurt von Storch auch hier hören.

Eine Übersicht aller Podcasts des Kölner Stadt-Anzeiger gibt es hier: https://www.ksta.de/podcast


Heute setzen die beiden bei der Auswahl von Wertpapieren vor allem auf „Qualität“, womit sie langfristig attraktive Wertpapiere meinen. Dazu zählen etwa die Aktien des Lebensmittelkonzerns Nestlé oder des sozialen Netzwerks Facebook. Aber auch Gold ist im „Multiple Opportunities“ ein fester Bestandteil.

Langfristige Strategie statt Tagesgeschäft

Von Storch selbst hat sich zum Jahreswechsel aus dem Tagesgeschäft der Firma zurückgezogen und setzt bei der Arbeit einen anderen Schwerpunkt. Er habe vor allem die Vermögen „mittelständischer Familien“ betreut, also das Geld dieser Familien langfristig angelegt, das nicht in den jeweiligen Firmen steckte.

Jetzt will sich der 60-Jährige mehr darauf konzentrieren, die Strategie der Firma fortzuentwickeln. Die Branche sei „disruptierbar“, sagt Storch. Man könne relativ schnell an Geschäft verlieren oder auch ganz verschwinden.

So haben in den vergangenen zwei Jahren Hunderttausende neue Anleger über Apps mit günstigen Handelspreisen die Anlage in Aktien entdeckt. Viele Sparer setzen vor alle auf börsengehandelte Indexfonds, die günstig sind und die allgemeine Marktbewegung abbilden – ohne teure Fondsmanager bezahlen zu müssen.

Börsenboom hält seit 12 Jahren an

Der seit 2009 fast ununterbrochen anhaltende Börsenboom hat den Deutschen Aktienindex von 3666 Punkten auf mehr als 15000 Punkte getrieben. An den Weltbörsen ging es teilweise noch steiler nach oben. Und obwohl günstige, börsengehandelte Indexfonds in derselben Zeit einen Boom erfuhren, fand der für Anleger vergleichsweise teure Hauptfonds von Flossbach von Storch (1,62 Prozent jährliche Gebühren plus Erfolgsbeteiligung) seine Fans.

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Die Gesellschaft überzeugte mit ihrer langfristigen Perspektive und tiefgehenden Analysen. Flossbach und von Storch notieren in dicken Notizbüchern alles, was Ihnen zu Markttrends interessant erscheint und lassen das in ihre Anlageentscheidungen einfließen. Kritiker sagen indes, dass man ähnlichen Anlageerfolg mit Indexfonds zu deutlich niedrigeren Kosten erreichen könne. Der eigene Fonds sei für die Kunden erfolgreich, so wie er angelegt und bepreist sei, „warum soll man das dann verändern?“, erwidert von Storch.

Einmal die Lanxess-Arena füllen?

Sein eigenes erworbenes Vermögen will von Storch auch für gute Zwecke einsetzen, ohne dies groß publik zu machen. „Das möchte ich nicht am Schwarzen Brett bekannt geben“, sagt er. In Köln tritt das Unternehmen unter anderem als Sponsor des Basketball-Teams Rheinstars auf. Eine Stiftung setzt sich für allgemeine Finanzbildung ein. Und so wie Investorenlegende Warren Buffett einmal im Jahr eine große Arena mit seinen Anlegern füllt, könnte sich von Storch durchaus einmal vorstellen, die Lanxess-Arena zu füllen – mit einer Veranstaltung, bei der Aktien als Anlageobjekt der breiten Öffentlichkeit schmackhaft gemacht würden.

01:00:28 Stunden – der komplette Podcast mit Kurt von Storch.

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