Kardinal Rainer Woelki beim Synodalen Weg in Frankfurt
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Köln – Der Schildknappe im Mittelalter hatte eine wichtige Aufgabe. Er sollte seinem ritterlichen Herrn im Gefecht zur Seite stehen, ihm bei Bedarf mit Waffen aushelfen und ihn bei Verwundung verteidigen.
Im 21. Jahrhundert trägt der Schildknappe von Bischof Rudolf Voderholzer aus Regensburg den Titel theologischer Referent. Seinen Job im Bischöflichen Sekretariat versteht er ganz ähnlich. Anfang Oktober etwa suchte er über einen verdeckten E-Mail-Verteiler „Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf dem katholischen Weg“. Das Ziel: Voderholzer und Kardinal Rainer Woelki vor „Verunglimpfung“ zu schützen.
Martialische Sprache
Auf den mitunter verschlungenen Wegen der Netz-Kommunikation verließ die E-Mail mit offizieller Adresse und Signatur den ursprünglichen Zirkel. Ihre Sprache ist martialisch, wie sich das für einen Schildknappen gehört – und zugleich fromm, was den theologischen Referenten ziert.
Er dankt mit einem „Vergelt’s Gott“ für jede Unterstützung im „Kampf gegen emotionalisierte Skandalisierungskampagnen, die den Weg zu einer radikalen Umwandlung der Kirche ebnen sollen“. Der Feind ist schnell ausgemacht und klar benannt.
Angriff auf die „Synodale-Weg-Seite“
Es ist die „Synodale-Weg-Seite“, die „offensichtlich Panik hat, weil ihnen zunehmend alles aus dem Ruder läuft“. Deshalb wolle sie „die Skandalisierung gegen Woelki befeuern“, mutmaßt der theologische Referent.
Bischof Rudolf Voderholzer, Regensburg
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Dazu muss man wissen, dass sein Chef mit Woelki ein erklärter Gegner des Synodalen Wegs ist, auf dem die Mehrheit der deutschen Bischöfe und die im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) organisierten Laien zu Kirchenreformen gelangen wollen.
Woelki fängt Kritikerin ab
Die Sorge des Schildknappen vor Attacken auf die Gegner des Synodalen Wegs gründet aktuell auf einem Instagram-Video der Augsburger Pfadfinder-Leiterin Viola Kohlberger(hier können Sie das Video sehen). Darin berichtet die 29 Jahre alte Teilnehmerin am Synodalen Weg, wie Kardinal Woelki sie nach offener Kritik in der Synodalversammlung Anfang Oktober in Frankfurt auf dem Weg zur Toilette abgefangen und ihr hart zugesetzt habe.
Während Woelki sich anschließend zumindest für den Eindruck entschuldigte(hier im Wortlaut), er habe verbal Druck ausüben wollen, und sich zum Anliegen einer wertschätzenden Kommunikation bekannte, geht der Regensburger Kämpe zum Gegenangriff über: Da braue sich was zusammen, und es stehe zu befürchten, dass Journalisten es einseitig aufgriffen, „wenn nicht widersprochen wird“.
Linkliste mitgeliefert
Um diesen Widerspruch auch sogleich zu orchestrieren, gibt die Referenten-Mail Hinweise zu Kohlbergers Biografie und ihrer Mitwirkung beim Synodalen Weg samt etlichen Links zu früheren kritischen Wortmeldungen der jungen Frau. Er selbst, kündigt der Autor an, werde „in der nächsten Zeit u.U. öfter auf diesen E-Mail-Verteiler zurückgreifen“.
Das lässt weitere aufschlussreiche Einblicke ins Welt- und Kirchenbild erwarten, das Bischof Voderholzers Umgebung da „kultiviert“. So hat sich aus Regensburger Sicht der Synodale Weg als ein – bei allen unterschiedlichen Vorstellungen – gemeinsames Unternehmen offenkundig komplett erledigt. Man kennt dort nur mehr ein einziges Gegenüber: Die „Synodale-Weg-Seite“ und – die anderen. Beim Schildknappen von Regensburg heißen sie „die aufrichtigen Bischöfe“.
Aufrichtig ist an alledem nur eines: die unverblümte Ansage, wo Befürworter des Synodalen Wegs, Bischöfe eingeschlossen, stehen. Auf der falschen Seite.