„Grünes Wirtschaftswunder möglich“Grüne wollen Wirtschaftskompetenz weiter ausbauen

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Parteichefin Mona Neubaur.

Parteichefin Mona Neubaur.

  • „Ökologie und Ökonomie sind keine Gegensätze“, sagt Monika Düker, Fraktionschefin der Grünen im Landtag.
  • Diesem Motto getreu will die Partei ihre Kompetenz in der Wirtschaft weiter ausbauen, um nach der Landtagswahl im Jahr 2022 wieder Regierungsverantwortung zu übernehmen.
  • Erreichen die Grünen dieses Ziel nicht, droht möglicherweise ein Einbruch der Wählerstimmen.

Düsseldorf – Die Grünen in NRW wollen ihre Kompetenz in der Wirtschaftspolitik weiter ausbauen. „Wir haben den Anspruch, Antworten auf alle gesellschaftlichen Fragen zu geben und sind längst nicht mehr nur auf klassisch grüne Themen fokussiert“, sagte Parteichefin Mona Neubaur dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ziel sei es, nach der Landtagswahl im Jahr 2022 wieder Regierungsverantwortung zu übernehmen. „Wir sind ein politischer Vollsortimenter, werden aber oft nicht so wahrgenommen“, erklärte die Politikerin aus Düsseldorf. „Wir arbeiten daran, auch unser wirtschaftspolitisches Profil zu schärfen und auszubauen.“

Beim Landesparteirat, der am Wochenende in Essen stattfindet, stellt der Landesvorstand der Partei einen Antrag zur Abstimmung. Darin wird ein „inhaltliches Update“ der grünen Programmatik gefordert. Eine Lösungskompetenz in der Wirtschaftspolitik werde zunehmend wichtig, wenn man künftig „ganz vorn mitspielen“ wolle, heißt es im Entwurf für den „kleinen Parteitag“. Der Umbau der Industriegesellschaft zu einer klimaneutralen Wirtschaft müsse nachhaltig und sozial gerecht gestaltet werden.

„Ökonomie und Ökölogie sind keine Gegensätze“

Die Grünen setzen darauf, ihre Kontakte zu mittelständischen Unternehmen und in die Kreishandwerkerschaften weiter auszubauen. „Viele Beispiele zeigen, dass Klimaschutz zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell werden kann. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein grünes Wirtschaftswunder möglich ist“, so Neubaur. Mehrere Unternehmer, die früher mit der FDP sympathisierten, hätten mittlerweile schon eine neue politische Heimat bei den Grünen gefunden.

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Monika Düker, Fraktionschefin der Grünen im Landtag, forderte ebenfalls eine breitere inhaltliche Aufstellung der Partei. „Das uns anhaftende Label der Spartenpartei wird künftig alleine nicht mehr tragen“, sagte die Düsseldorferin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Ökonomie und Ökologie sind keine Gegensätze, sondern lassen sich gut verbinden.“ Grüne Produkte und umweltschonende Techniken haben ein „enormes wirtschaftliches Potenzial“, so Düker. Der Lebensmittelhandel habe Öko-Artikel und lokale Produkte aufgrund größerer Nachfrage schon lange als gute Einnahmequelle entdeckt und Plastiktüten von sich aus abgeschafft.

Zahl der Mitglieder um 40 Prozent gestiegen

Die NRW-Grünen wollen bei den Kommunalwahlen im kommenden Jahr mit guten Ergebnissen ihren Einfluss erweitern. Hält der Trend an, könnten auch Chefposten möglich sein. So werden in Bonn der Bundestagsabgeordneten Katja Dörner gute Chancen eingeräumt, den CDU-Amtsinhaber zu schlagen. Auch in Dortmund und Düsseldorf sei ein Sieg der Grünen möglich, hieß es. In Köln wird die parteilose Amtsinhaberin Henriette Reker von den Grünen unterstützt.

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Nachdem die Grünen bei der Landtagswahl 2017 eine schwere Niederlage einstecken musste, hat die Konjunktur des Thema Klimaschutzes der Partei zu neuem Selbstbewusstsein verholfen. Innerhalb von zweieinhalb Jahren stieg die Zahl der Mitglieder um mehr als 40 Prozent, die Partei ist mittlerweile auf gut 18 000 Mitglieder angewachsen. Allerdings weiß man in der Partei, wie schnell ein politischer Höhenflug wieder abflachen kann. So wähnten die Demoskopen die Grünen nach der Atom-Katastrophe von Fukushima im März 2011 bei mehr als 20 Prozent. Nur ein Jahr später kam die Ernüchterung: Die Grünen erzielten bei der Landtagswahl in NRW „nur“ 11,3 Prozent.

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