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Telekom bucht Geld weiter abEhepaar aus Schleiden ist seit sechs Monaten ohne Telefon

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In einem Aktenordner sammeln sich mittlerweile die Schreiben von der Telekom. 

Schleiden-Wintzen – Seit April können Margret und Karl Reidt mit ihrem Festanschluss in ihrem Haus in Wintzen nicht mehr telefonieren. Alle Bemühungen, bei der Telekom einen neuen Anschluss zum selben Preis zu bekommen, waren seitdem vergeblich. Das hielt die Telekom aber nicht davon ab, jeden Monat weiter fleißig Geld vom Konto der Reidts abzubuchen, die seit rund 50 Jahren Kunden des Bonner Unternehmens sind.

Telekom-Sprecher Pascal Kiel bedauerte die Unannehmlichkeiten, betonte aber, man arbeite jetzt mit Hochdruck daran, eine Lösung für das Ehepaar zu finden. Der alte Tarif könne den Reidts aber leider nicht mehr angeboten werden.

Telefon-Kabel bei Arbeiten in Schleiden zerstört

„Im April war bei Reparaturarbeiten in Schleiden ein Kabel zerstört worden, an dem drei Anschlüsse aus Wintzen angeschlossen waren“, erzählt die 78-Jährige, deren Mann 86 Jahre alt und bettlägerig ist. Bei ihren Bemühungen, wieder einen Festnetzanschluss zu bekommen, wird sie von ihrer Tochter Britta und Schwiegersohn Jürgen Kirfel unterstützt.

Nach mehreren Anfragen bei der Hotline habe die Telekom übergangsweise ein Notfallhandy zur Verfügung gestellt, dessen monatliche Kosten aber deutlich höher waren als die 21,95 Euro, die die Reidts für ihren Festnetzanschluss im Tarif Call Basic/Standard bislang zahlen mussten. Zudem sei der Handyempfang in Wintzen oft nicht so gut. Deshalb habe sie das Handy zurückgegeben.

Neues Angebot der Telekom ist zu teuer

Nach einigen Monaten habe sie dann ein neues Angebot von der Telekom mit Telefon und Internet erhalten. „Das sollte 34 Euro im Monat kosten. Wir haben als Rentner aber nicht so viel Geld“, erklärt die 78-Jährige. „Ich habe dann bei der Hotline der Telekom angerufen und klargemacht, dass meine Schwiegereltern kein Internet brauchen“, berichtet Jürgen Kirfel.

Daraufhin sei die Box nach rund einer Woche wieder abgeschaltet worden: „Ein Techniker kam und hat den Anschluss einfach wieder auf die alte Leitung geklemmt, obwohl klar war, dass sie nicht mehr funktioniert.“

Das bekommen Anrufer, die die Reidts erreichen wollen, aber gar nicht mit, weil sie ein Freizeichen hören. „Es gab immer wieder Probleme, weil Ärzte uns nicht erreichen konnten“, sagt Margret Reidt. Auch die sozialen Kontakte seien beeinträchtigt, weil Freunde und Bekannte ihren Mann und sie nicht erreichen könnten. Mittlerweile hat sie sich auf eigene Kosten ein Prepaid-Handy zugelegt.

Preiserhöhung der Telekom ohne Telefonverbindung

Einem ihrer Nachbarn habe die Telekom einen Router zur Verfügung gestellt, bei dem das Internet gesperrt sei, sagt Margret Reidt. Der habe auch den Tarif, den sie habe. „Uns haben die Mitarbeiter der Hotline und in dem Shop in Euskirchen erklärt, dass es den Tarif nicht mehr gebe“, berichtet Jürgen Kirfel. Ein Techniker habe ihm aber erzählt, dass es den Tarif sehr wohl noch gebe und er nicht verstehen könne, warum man ihn dem Ehepaar Reidt nicht anbiete.

Ende August schickte die Telekom dann ein Schreiben, in dem die Reidts als „treue Kunden“ auf eine bevorstehende Gebührenerhöhung hingewiesen wurden. Der monatliche Grundpreis für den Call-Basic/Standard-Tarif müsse wegen der „allgemeinen Preisentwicklung“ zum 1. Oktober von 21,95 auf 23,95 Euro angehoben werden. Die würde Margret Reidt auch bezahlen, wenn sie denn telefonieren könnte.

Telekom bucht Gebühren weiter ab

Obwohl die Reidts seit April also nicht mehr telefonieren können, hat die Telekom aber während der gesamten Zeit weiter die Gebühren eingezogen. „Die Beträge waren teilweise unterschiedlich hoch. Warum das so war, konnten wir nicht nachvollziehen“, sagt die Seniorin. „Mittlerweile liegen die Nerven bei uns blank“, erklärt der Schwiegersohn.

Seit April habe er mit 40 bis 50 Mitarbeitern gesprochen, ohne auch nur einen Schritt voranzukommen: „Bei jedem Anruf bei der Hotline lande ich bei einem anderen Mitarbeiter und muss dann jedes Mal wieder bei Adam und Eva anfangen.“

Telekom will schnelle Lösung finden

„Die Leitung nach Wintzen ist durch das Hochwasser zerstört worden“, erklärt Pascal Kiel. Bei der neuen Verbindung werde eine andere Technologie eingesetzt. Deshalb könne der alte Tarif Call Basic/Standard auch nicht mehr angeboten werden. Stattdessen müsse das Ehepaar nun den Magenta Zuhause Start wählen, der aber auch nur 24,95 Euro im Monat koste. Das sei bei dem Schreiben vom August mit der Preisanpassung nicht beachtet worden.

„Mitte Juli wurde der Anschluss auch darauf umgestellt. Aber dann hat der Schwiegersohn ihn mit dem Verweis, dass die Reidts kein Internet benötigen, gekündigt“, führt der Telekom-Sprecher aus. Deshalb sei er dann wieder abgeschaltet worden. Warum den Reidts seinerzeit der Preis von 34 Euro genannt worden sei, könne er nicht sagen.

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Aktuell tue man aber alles, um eine schnelle Lösung für das Problem zu finden, damit das Ehepaar wieder telefonieren könne. Auch über die Rückerstattung der seit April gezahlten Gebühren werde gesprochen.