Infektionskurve flacht abHoffnungsschimmer für das Corona-Epizentrum Heinsberg

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Heinsberg war vom Coronavirus als Erstes betroffen.

Wann wird die Infektionskurve in Deutschland abflachen? Wann werden das Kontaktverbot und die vorausgegangenen radikalen Einschränkungen des öffentlichen Lebens ihre Wirkung entfalten? Die täglich von verschiedenen Quellen veröffentlichten Zahlen zu den infizierten, verstorbenen und – seit kurzem auch – wieder genesenen Menschen – geben allein keine Antwort darauf. Zumal sie stark voneinander abweichen.

Ein Beispiel: Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Infizierten in Deutschland am Dienstag mit 27.436 an, die in der US-Stadt Baltimore ansässige Johns-Hopkins-Universität (JHU) meldete hingegen 29.056 Fälle. Auch bei den Todesfällen gab es Differenzen. Das RKI spricht von 114, die JHU von 123.

Warum gibt es unterschiedliche Corona-Fallzahlen?

Warum ist das so? Das RKI ermittelt die Zahlen auf Basis der offiziellen Mitteilungen der Gesundheitsämter der Städte und Kreise, die sie täglich den Gesundheitsministerien der Bundesländer übermitteln. Von dort werden sie elektronisch an das RKI weitergegeben. Das bedeutet: Die RKI-Zahlen unterliegen also einem Zeitverzug. Das ist vor allem an den Wochenenden ein Problem, weil nicht alle Gesundheitsämter samstags und sonntags ihre Zahlen veröffentlichen, so dass am Anfang einer Woche Unschärfen durch größere Sprünge entstehen.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

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Die JHU greift als Basis zunächst auf die Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zurück. Diese Daten sind auch nicht aktueller, weil sie auf den nationalen Zahlen beruhen und den Stand von zehn Uhr mitteleuropäischer Zeit wiedergeben. Die Universität geht einen Schritt weiter.

Ihre Mitarbeiter suchen im Internet nach zusätzlichen Quellen. Sie greifen also beispielsweise auf die Seiten der Gesundheitsbehörde oder des Presseamts der Stadt Köln oder Kreises Heinsberg zurück. Überdies werten sie Medienberichte und Twitteraccounts von Behörden aus. Deshalb liegen die Hopkins-Zahlen in der Regel deutlich höher, die tatsächliche Lage wird genauer abgebildet.

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Und dennoch: Es gibt Hoffnungsschimmer. Zumindest für den Kreis Heinsberg, in dem die Pandemie kurz nach Karneval ausgebrochen ist. Nach vorsichtiger Einschätzung des Aachener Klinikums könnte die Spitzenbelastung für die Krankenhäuser durch Heinsberger Corona-Patienten bis Ende April erreicht sein. Es gebe in Heinsberg nicht mehr ganz so viele Neuerkrankungen, sagt der Chef des Aachener Uniklinikums, Professor Thomas Ittel. Die Infektionskurve dort flache deutlich ab, liegt mittlerweile bei fünf Prozent. Er habe die Hoffnung, dass es in drei Wochen möglicherweise ein erstes Entspannungssignal gebe. Zeitverzögert müsste das dann auch in anderen Gebieten eintreten, so auch in der Städteregion Aachen und in Köln. Das RKI hatte am Montag den Trend bestätigt.

Experten warnen davor, zu früh Lockerungen beim Kontaktverbot vorzunehmen. Mit allen Zahlen, egal wie unterschiedlich sie auch sind, blicke man in die Vergangenheit, schaue zehn bis zwölf Tage zurück. Deshalb wird es mit den Einschränkungen des öffentlichen Lebens mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nach den Osterferien am 19. April weitergehen.

Für NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ist auch eine andere Zahl von großer Bedeutung. Laumann hat die Gesundheitsämter im Land gebeten, die Daten der Menschen aufzubewahren, „von denen wir wissen, dass sie sich infiziert haben. Solange das datenschutzrechtlich möglich ist. Wir haben sie schließlich alle erfasst“.

Alle Virologen seien übereinstimmend der Meinung, „dass diese Menschen für eine gewisse Zeit immun sind. Das können irgendwann mal für unser System ganz wichtige Menschen werden“. Es könnten Situationen in ein paar Monaten eintreten, in denen das „sehr, sehr wichtig ist“. Wenn in den Altenheimen „Not am Mann“ sei. Das gelte auch für Betriebe, in denen die Produktion mit dem Teil der genesenen Belegschaft fortgeführt werden könne.

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