Leverkusen-SchlebuschSo kam es zum Reizgasalarm an der Gesamtschule

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In einem Rettungsbus der Feuerwehr Köln wurden betroffene, aber nicht schwer verletzte Jugendliche betreut.

Leverkusen – Als sich die Aufregung ein bisschen gelegt hat, spricht Schulleiter Bruno Bermes von einem Dumme-Jungen-Streich. „Einem sehr sehr dummen Streich“, betont er. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich bereits zwei Jugendliche im Kölner Kinderkrankenhaus, immer noch werden leicht verletzte Schülerinnen und Schüler in Krankenhäuser der Region transportiert und erschrockene Achtklässler im Rettungsbus der Feuerwehr Köln betreut. Aber es ist klar: Bei dem, was sich am Dienstagvormittag an der Gesamtschule Schlebusch abgespielt hat, handelt es sich nicht um einen Anschlag.

Schulsanitäter rücken aus

Es ist kurz vor der großen Pause, als der Gong zwei Mal ertönt: Das ist das Zeichen für die Schulsanitäter, dass sie gebraucht werden. „Das sind Schülerinnen und Schüler, die eine Notfallausbildung haben und die auf das Signal hin direkt zur Hilfe geeilt sind“, erklärt Bermes. Schnell melden die Schulsanitäter: Wir brauchen Hilfe. Im Bereich der Klassenstufe acht war ein Gas versprüht worden, zahlreiche Jugendliche klagten über brennende Augen und Atemnot. Der Schulleiter ordnet für alle anderen Klassen eine Verlängerung des Unterrichts an, damit die Gänge frei bleiben.

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Einsatzleiter der Feuerwehr vor der Gesamtschule Schlebusch.

„Zuerst wollte niemand sagen, wer das war und so konnten wir nicht rausfinden, um was es sich genau handelte“, sagt Bermes. Also folgt der Notruf beim Rettungsdienst, der mit voller Mannschaft und Unterstützung von Feuerwehr und Polizei aus Köln zu einem „Reizgasangriff“ anrückt und die Planung für einen „Massenanfall von Verletzten“ einleitet. Beim Anblick der Rettungskräfte erzählen die Jugendlichen doch, was passiert ist und übergeben die „Tatwaffe“ – ein Pfefferspray. „Damit hat ein Schüler einem anderen ins Gesicht gesprüht“, sagt ein Polizeisprecher. „Mehrere Schülerinnen und Schüler standen drum herum, sie wurden nicht gezielt angegriffen, haben aber auch davon abbekommen.“

Zwei Betroffene in Kategorie „rot“

Die Notärzte führen dann eine „Erstsichtung“ durch: Zwei Betroffene werden als „rot“ eingestuft und direkt ins Kölner Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße gefahren, sie klagen über schwere Augenreizungen sowie Atemnot und Kreislaufprobleme. Zwölf weitere Jugendliche werden in die Kategorie „gelb“ eingestuft und mit leichteren Reizungen in das Klinikum Leverkusen sowie in Krankenhäuser in Solingen und Remscheid gebracht. „Um das Klinikum nicht zu überlasten“, erklärt Einsatzleiter Thorsten Kreutz. 15 Betroffene der Kategorie „grün“ werden im Rettungsbus betreut, bis sie entweder nach Hause oder zurück in den Unterricht entlassen werden können.

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An der von Rettungswagen blockierten Ophovener Straße versammeln sich schnell besorgte Eltern, die von Schulleitung und Polizei beruhigt werden können. Die Eltern der betroffenen Jugendlichen waren bereits informiert worden. „Da hatte ich erst einmal einen Herzstillstand, als ich das gehört habe“, sagt ein Vater, der zwei Kinder in der Schule hat – aber keines in der achten Klasse. Als er hört, dass die Lage im Griff ist und alle nicht betroffenen Kinder weiter Unterricht haben, zieht er beruhigt wieder ab.

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Der Rettungsdienst war schnell an der Gesamtschule im Einsatz. 

Ein Nachspiel wird der Vorfall auf jeden Fall für den Schüler haben, der das Pfefferspray versprüht hat. Die Polizei kündigte eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung an. Der Schulleiter will „alle Ordnungsverfahren aufnehmen“. Ob diese in einen Schulverweis münden werden? „Das wird man dann sehen.“  

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