Neue TechnikPolizei in NRW erhält 106 Drohnen für Einsätze

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Drohnen NRW

Herbert Reul (CDU, l), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, und Thomas Roosen, Direktor des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste, halten eine Drohne für die Polizei in den Händen.

Neuss – Die neuen Mitarbeiter der NRW-Polizei haben ein kleines Handicap. Bei Sturm und Regen sind sie nicht einsatzfähig. Ansonsten ist Jasmin Follak von ihren Fähigkeiten restlos überzeugt. „Wir werden sie vielseitig einsetzen können“, sagt die Leiterin des Drohnen-Pilotprojekts. „Das haben alle Versuche gezeigt.“

Seit Oktober 2019 testet die Landespolizei das Fluggerät in den unterschiedlichsten Situationen des Polizeialltags: bei der Verkehrsüberwachung, der Aufnahme von schweren Unfällen vor allem auf Autobahnen, der Räumung von Sicherheitsbereichen bei Bombenentschärfungen, der Suche nach Vermissten. Auch bei Gewaltdelikten kommen Drohnen zum Einsatz und – ganz aktuell – bei der Überwachung des Straßenraums in Corona-Hotspots.

Polizei testet Drohnen ein Jahr lang

In elf Großstädten, darunter Köln und Düsseldorf und beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) in Neuss, wurde das Fluggerät ein Jahr lang erprobt. Das Ergebnis fasst NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montag in Neuss zusammen: „Sie machen die Polizeiarbeit effektiver. Das bedeute am Ende vor allem Zeitersparnis.“ Er sei zunächst skeptisch gewesen, „ob das nicht nur eine technische Spielerei ist“, so Reul. Der Versuch habe gezeigt, dass das Gegenteil der Fall ist.

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Damit ist die Entscheidung gefallen. Das Land wird eine Million Euro investieren und ab Januar 2021 in zwei Schritten insgesamt 276 Polizisten zu sogenannten Fernpiloten ausbilden. Zunächst 186 Beamte bei der Kriminaltechnischen Untersuchungsstelle (KTU) , bei der Bereitschaftspolizei und den Gruppen, die im Landeskriminalamt für das Vermessen und die Dokumentation von Tatorten zuständig sind.

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Im zweiten Schritt werden weitere 90 Beamte in den Kreispolizeibehörden folgen, die sich um die Aufnahme von Verkehrsunfällen kümmern. Genau dort sind sie besonders effizient. „Wir haben festgestellt, dass die Aufnahme von schweren Unfällen auf Autobahnen beim Einsatz von Drohnen sich teilweise von vier auf eine Stunde verkürzen ließ“, sagt LZPD-Direktor Thomas Roosen. „Das ist gerade in NRW mit den vielen Staus eine spürbare Verbesserung.“ Die Drohnen seien der Beginn „der unbemannten Luftfahrt bei der Polizei“.

560 Testflüge in NRW absolviert

560 Flüge haben die neuen Fernpiloten in vergangenen Jahr absolviert, die Ausbildung dauert acht Tage. „Ein Team besteht immer aus zwei Personen“, sagt Projektleiterin Follak. Neben der reinen Steuerung des Fluggeräts sei die Luftraum-Beobachtung besonders wichtig. „Wir wollen in den Ballungsgebieten absolut sicher unterwegs sein.“ Die Fernpiloten übernehmen die neue Aufgabe zusätzlich zu ihrer jetzigen Arbeit.

Das Land wird nach der Erfahrung mit dem Pilotprojekt zwei verschiedene Drohnen-Typen anschaffen. Die kleinere wiegt gerade 900 Gramm, hat eine Reichweite von fünf Kilometern und kann bis zu 35 Minuten in der Luft bleiben. „Sie ist besonders gut geeignet, um Rettungskräfte möglichst schnell und sicher an schwer zugängliche Unfallstellen heranzuführen“, sagt Follak. Die große Drohne, sechs Kilo schwer und 82 Stundenkilometer schnell, muss auch nach 35 Minuten zurück auf den Boden. Sie ist mit zwei Kameras ausgestattet, von denen eine aus einer Höhe von 40 Metern so nah heranzoomen kann, dass einzelne Grashalme klar zu erkennen sind.

Bei der Dokumentation von Tatorten sei das besonders effizient, weil zur Erstellung dreidimensionaler Bilder in vielen Fällen keine Hubschrauber mehr eingesetzt werden müssen. Dies sei im Hinblick auf Gerichtsverfahren nach Straftaten besonders wichtig.

Bei allen Drohnen-Einsätzen sei der Datenschutz jederzeit gewährleistet, versichert LZPD-Direktor Roosen. Die erfassten Daten seien durch ein besonderes Software-Update für die Polizei mit einem Sicherheitscode verschlüsselt, „den nur wir auslesen können“.

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