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Köln-CheckSo bewerten die Kölner die Landesregierung

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Der NRW-Landtag

Der NRW-Landtag. (Archivbild)

Im Urteil der Kölner zur Landes- und Bundespolitik gibt es einige Besonderheiten.

Köln tickt anders. Überprüft man diese Hypothese – manche würden sie Unterstellung nennen – an den Einstellungen zur Landes- und Bundespolitik oder misst sie an den Wahlabsichten der Kölnerinnen und Kölner, dann zeigt sich: Gar so sehr unterscheiden sich die Ansichten der Menschen zwischen Worringen und Porz gar nicht von dem, was der Rest des Landes denkt.

Mit einigen tatsächlich auffälligen Abweichungen. So sind die Kölner deutlich optimistischer in der Frage, ob die schwarz-rote Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) die Wirtschaft voranbringt und für mehr Wachstum sorgt. In Köln glauben das 45 Prozent der Wählerinnen und Wähler, NRW-weit sind es nur 37 Prozent.

Landespolitisch dagegen fällt in Köln der im „NRW-Check“ festgestellte Pendelausschlag zugunsten von Schwarz-Grün in Düsseldorf und von Ministerpräsident Hendrik Wüst nicht ganz so weit aus wie sonst. Die Werte liegen für die Regierung um 3 Punkte, für Wüst persönlich um 6 Punkte unter dem Landesdurchschnitt. Dieser Malus kehrt in ähnlichem Umfang bei der Beurteilung der CDU-Minister im Kabinett wieder.

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Am stärksten trifft es ausgerechnet den Spitzenreiter im Minister-Ranking, Innenminister Herbert Reul: Auf Landesebene bewerten fast drei Viertel (71 Prozent) der Bürgerinnen und Bürger seine Arbeit als gut, in Köln sind es weniger als zwei Drittel (63 Prozent). Die gleiche Differenz von acht Punkten ist in der Bewertung der Arbeit von Schulministerin Dorothee Feller (29:21 Prozent) zu verzeichnen. Einzig CDU-Wissenschaftsministerin Ina Brandes darf sich in der Universitätsstadt Köln mit 31 Prozent größerer Wertschätzung erfreuen als im Urteil der NRW-Bevölkerung insgesamt (26 Prozent).

Bei den Ministern der Grünen sind die Kölner durch die Bank milder gestimmt. Josefine Paul, zuständig unter anderem für Integration, liegt bei ihnen in der Bewertung um einen Punkt, Justizminister Benjamin Limbach um zwei Punkte schlechter als bei der NRW-Bevölkerung insgesamt. So oder so rangieren beide am unteren Ende der Skala.

Plus aus Köln für Neubaur und Krischer

Dagegen versehen die Kölner die stellvertretende Ministerpräsidentin Mona Neubaur und Verkehrsminister Oliver Krischer mit einem markanten Plus in der Bewertung: 55 Prozent der Kölner halten Neubaurs Arbeit für gut (NRW-weit: 48 Prozent). Bei Krischer sind es 44 Prozent der Kölner (NRW-weit: 39 Prozent).

Diese Gewichte-Verschiebung lässt sich unschwer mit dem deutlich höheren Anteil an Grünen-Anhängern in der Rhein-Metropole erklären. Weniger unmittelbar erschließt sich, dass in Köln die Unzufriedenheit der Grünen-Klientel mit der von ihrer Partei mitgebildeten Landesregierung größer ist (44 Prozent) als bei den Anhängern der SPD (38 Prozent), die im Übrigen bei der Zufriedenheit mit Wüsts Arbeit (63 Prozent) nicht nur weit über dem Durchschnitt in Köln und im ganzen Land liegen (51 bzw. 54 Prozent), sondern auch über dem bei den Anhängern von Wüsts Koalitionspartner, den Grünen, in Köln. Sie erklären sich zu 59 Prozent mit Wüsts Arbeit einverstanden.

Vollkommen eindeutig ist der grüne „Köln-Bias“ beim Blick auf die Wahlabsichten. Hier rücken die Grünen bei der Kölner Wählerschaft in der Sonntagsfrage des „NRW-Check“ für eine Landtagswahl mit 25 Prozent der Stimmen bis auf 2 Punkte an die mit CDU heran, die mit 27 Prozent in Köln um 11 Punkte unter dem landesweiten Umfrageergebnis liegt. Auch in der Sonntagsfrage für eine Bundestagswahl schneidet die erstplatzierte Union in Köln mit 22 Prozent erheblich schlechter ab als NRW-weit (30 Prozent). Die Grünen liegen in Köln um 5 Punkte über dem Landesschnitt und erreichen mit 18 Prozent Platz 2 im Parteien-Ranking, gefolgt von der Linkspartei. Sie landet mit 17 Prozent um 1 Punkt vor der SPD und um 3 Punkte vor der AfD, die NRW-weit mit je 18 Punkten gleichauf sind. Eine Momentaufnahme gewiss, für die aber gilt: Wenn Köln hier anders tickt, dann Grün-Links.


Der Köln-Check

In Erweiterung des am 10. Juli im „Kölner Stadt-Anzeiger“ veröffentlichten „NRW-Check“ der nordrhein-westfälischen Zeitungen haben diese Zeitung und die „Kölnische Rundschau“ für die Stadt eine Umfrage zur Kommunalwahl am 14. September in Auftrag gegeben.

Das Institut Forsa befragte dazu vom 25. Juni bis 3. Juli im Rahmen des repräsentativen Panels forsa.omninet 1.002 wahlberechtigte Kölnerinnen und Kölner ab 16 Jahren. In die Auswertung gingen Ergebnisse früherer Erhebungen ein. So ließ sich ermitteln, wie sich die Einstellungen im Laufe der letzten Jahre verändert haben.

Die Ergebnisse sind bei einer Fehlertoleranz von plus/minus 2,5 Prozentpunkten auf alle Kölner Wahlberechtigten übertragbar. (jf)