„Werden nicht aufgeben“Generalkonsulin der Ukraine hält bewegende Rede vor Kölner Rat

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Iryna Shum, Generalkonsulin der Ukraine spricht bei der Kölner Ratssitzung.

Köln – „Kinder“ hatte jemand mit Kreide in großen Buchstaben auf das Theater in der ukrainischen Stadt Mariupol geschrieben, weil dort auch junge Menschen Schutz suchten, berichtet Iryna Shum, Generalkonsulin der Ukraine in NRW, in ihrer Rede vor dem Stadtrat im Gürzenich. Doch die russischen Truppen hätten das Gebäude trotzdem bombardiert. „Sie unterscheiden nicht zwischen zivilen und militärischen Zielen.“ Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte die Konsulin zur Ratssitzung eingeladen, „an Tag 22 des russischen Angriffskriegs“, wie die OB sagte.

Shum bedankte sich ausführlich für die „beeindruckende Welle der Hilfsbereitschaft und der Solidarität“ der Kölnerinnen und Kölner. Ihre Landsleute, die dem Krieg nach Köln entflohen sind, „fühlen sich hier sicher und willkommen.“ Die Konsulin forderte Hilfe, auch militärische, um Russlands Invasion zu stoppen. Die Ukrainer würden sich weiter mit aller Kraft gegen die Angriffe wehren: „Wir werden nicht aufgeben, wir kämpfen um jedes Stück Land.“ Die Mitglieder des Stadtrat bedachten ihre Rede mit minutenlangem Applaus und stehenden Ovationen.

Reker bedankt sich für „bewegende Worte“

Der polnische Generalkonsul in Köln, Jakub Wawrzyniak, den Reker ebenfalls eingeladen hatte, sprach von derzeit zwei Millionen ukrainischen Geflüchteten allein in seinem Heimatland, „und es werden mit Sicherheit mehr werden.“ Auch er bedankte sich für die Hilfsbereitschaft in Köln. Sie sei ein wichtiges Signal, „auch wenn wir die russische Aggression hier von Köln aus nicht stoppen können.“ Reker dankte den beiden Diplomaten und speziell Shum für ihre „bewegenden Worte.“ Die OB sicherte ihr und dem ukrainischen Volk weiterhin volle Solidarität zu. „Wir helfen, wo wir nur können.“

Alles zum Thema Henriette Reker

Parteiübergreifend sicherten auch die Politiker ihre volle Unterstützung für die Ukraine und den Geflüchteten zu. In einer kurzfristig einberufenen aktuellen Stunde fanden sie klare Worte für den russischen Präsidenten, den sie als Kriegstreiber, Despoten, Aggressor und Autokraten nannten und dessen „völkerrechtswidrigen und unmenschlichen Krieg“ sie verurteilten. Einmütig forderten sie mehr Hilfen für Geflüchtete und eine bessere Koordination der Angebote für sie. Denn es erreichen weiterhin Geflüchtete Köln, obwohl die aktuellen Unterbringungen an ihre Grenzen stoßen.

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Dilan Yazicioglu (Grüne) forderte unter anderem mehr Personal für die Flüchtlingsberatung. Ursula Gärtner (CDU) regte eine Verteilung der Menschen über „regionale Drehscheiben“ an und eine zentrale Anlaufstelle für Menschen, die private Räumlichkeiten zur Verfügung stellen wollen. Eine Nutzung von Turnhallen lehne sie weiterhin ab. Mike Homann (SPD) warb für eine Städtepartnerschaft mit einer ukrainischen Kommune, um dort humanitäre Hilfe zu leisten. Heiner Kockerbeck (Linke) möchte das Auszugsmanagement, das seit 2011 Wohnungen für Geflüchtete sucht, stärken. Katja Hoyer (FDP) lobte die Hilfsbereitschaft in Köln und – an den Generalkonsul gerichtet – Polen.

Der Rat beschloss per Dringlichkeitsantrag, dass die Verteilung der Geflüchteten von Land und Bund geregelt und finanziell unterstützt werden soll. Das gelte auch für „privat untergebrachte Menschen aus der Ukraine“. Zudem soll Köln eine Partnerstadt in der Ukraine suchen, um dort humanitäre Hilfe zu leisten und den Wiederaufbau zu unterstützen. Den Kölner Partnerstädten Katowice (Polen) und Cluj (Rumänien), die ebenfalls viele Kriegsgeflüchtete aufgenommen haben, sollen auch Hilfen zuteilwerden.

Überdies beschloss der Rat, für Kinder und Jugendliche unter den Geflüchteten Sport-, Freizeit- und andere Betreuungsangebote einzurichten, ihnen eine Aufnahme an Schulen und Kitas ermöglichen und das Auszugsmanagement mit mehr Personal auszustatten. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit beschlossen, nur die AfD enthielt sich.

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