Lange blieb das Versprechen der Stadt unerfüllt, nun startet der Erweiterungsbau für das Museum. Die Historie des Projekts begann 2001.
Fertigstellung für 2027 geplantReker legt Grundstein für Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museums

Peter Jungen (Zweiter von links) und Henriette Reker (Mitte) bei der Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums. Zudem im Bild (v.li.): Marcus Dekiert, Christoph Gantenbein und Jürgen Marc Volm
Copyright: Michael Bause
„Wo andere Städte insbesondere bei der Kultur den Rotstift angesetzt haben, bauen wir ein Museum“, sagte Oberbürgermeisterin Reker am Dienstag, als der Grundstein für den Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud gelegt wurde. Das Gebäude, mit dem Platz für Gemälde der Sammlung Corboud geschaffen wird, entsteht neben dem Haupthaus an der Stelle, wo das frühere Kaufhaus Kutz stand. Der Bau werde „Millionen Menschen einen weiteren Zugang zu Kunstgenuss und Kunstgeschichte ermöglichen“, sagte Reker im Stiftersaal des Museums, und er werde das historische Zentrum „architektonisch und kulturell weiter aufwerten“. Ohne das Engagement des Stifterrates des Museums wäre das Projekt „in dieser Form nicht denkbar“, sagte die Oberbürgermeisterin an ihrem letzten Termin im Amt.
Peter Jungen, Vorsitzender des Stifterrates, ging kritisch auf die Historie des Projekts ein. Sie begann im Jahr 2001, als am Rathausplatz das neue Wallraf-Richartz-Museum eröffnet wurde. Zuvor hatte der Stadtrat von der Stiftung Corboud, die der Schweizer Unternehmer Gérard Corboud und seine Frau Marisol ins Leben gerufen hatten, deren Sammlung von impressionistischen und postimpressionistischen Gemälden als „ewige Dauerleihgabe“ angenommen. Im Gegenzug wurde dem Ehepaar zugesagt, das „Wallraf“ zu vergrößern, um die Vielzahl an Bildern in einem angemessenen Rahmen präsentieren zu können. Es sind mehr als 170 Gemälde von Künstlern wie Monet, Renoir, Cézanne und Gauguin. Zum Dank und zu Ehren des Stifterpaars heißt die Einrichtung seither Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud.
Stifterrat organisierte einen Architektenwettbewerb
Mit Blick auf die vielen Jahre, in denen das Versprechen unerfüllt blieb, sagte Jungen: „Manchmal hatte man den Eindruck, dass die Stadt es nie ernst gemeint hat mit ihrer Zusage.“ 2012 beschloss der Stadtrat, die Verwaltung mit der Planung für die Erweiterung zu beauftragen. Wegen der „Untätigkeit der Stadt Köln“ habe der Stifterrat, dem es zu verdanken sei, dass die Sammlung in Köln geblieben ist, einen Architektenwettbewerb finanziert und ausgelobt, sagte Jungen. Daraus gingen 2013 die Basler Architekten Christ & Gantenbein als Sieger hervor.
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Dann tat sich wieder nichts. 2016 lehnte Gérard Corboud, der sich von der Stadt schlecht behandelt fühlte, die Ehrenbürger-Würde Kölns ab. Noch kürzlich habe ihm Marisol Corboud gesagt, wie sehr ihr Mann darunter gelitten habe, dass er die Verwirklichung des Vorhabens nicht mehr erleben konnte, sagte Jungen. 2017 starb er mit 91. In jenem Jahr drohte seine Witwe, Bilder der gesonderten Sammlung Surpierre abzuziehen, wenn die Stadt keine Bauzusage gebe; 2019 tat die Witwe es. Einen Schub sollte das Papier „Gemeinsames Verständnis“ bringen, das Baudezernent Markus Greitemann und Jungen für den Stifterrat und die Fondation Corboud unterzeichneten.
2020 fasste der Stadtrat einen neuen Beschluss zum Erweiterungsbau. Zwei Jahre später stellte die Stadt Hohlräume im Baugrund fest, die mangels eingehender Untersuchung unentdeckt geblieben waren. Als entscheidenden Fortschritt hob Jungen hervor, dass 2023 auf Drängen des Stifterrats ein externer Projektmanager einsetzt wurde. Bei „komplexen Bauvorhaben“ sollte dies immer geschehen, unterstrich er; die Stadt sei nicht fähig, sie selber zu stemmen. Und sie habe es Stiftern nie leicht gemacht. Sie müsse „lernen, mit Geschenken umzugehen, sie zu würdigen, sie zu schützen und sie zu ehren“, denn sie „wäre ohne ihre großzügigen Sammler und Stifter arm“.
Nach dem Auftakt im Stiftersaal zog die Festgemeinde zur Baustelle. Marisol Corboud war nicht dabei – aus gesundheitlichen Gründen, sagte ihre Tochter Michéle Adamski, die sie vertrat.
Fertigstellung für 2027 geplant
Die Fertigstellung des Gebäudes ist für 2027 geplant. Das Haupthaus wird wegen einer Generalsanierung voraussichtlich für rund 18 Monate geschlossen. Das runderneuerte Hauptgebäude und der Erweiterungsbau sollen gleichzeitig Mitte 2028 eröffnen. Der Neubau, der nach Angaben der Stadt rund 129,7 Millionen Euro inklusive Risikozuschlag kostet, verschafft dem „Wallraf“ zusätzliche 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf drei Etagen. Hinzu kommen Flächen der sogenannten Blockrandbebauung für städtische Büros. Durch einen unterirdischen Gang soll der Neubau mit dem Haupthaus verbunden werden.
Die Zeremonie am Dienstag fand fast auf den Tag genau 170 Jahre nach der Grundsteinlegung für das erste Wallraf-Richartz-Museum im Oktober 1855 statt. 1953 wurde bei Ausschachtungsarbeiten vor der Errichtung des Neubaus für das im Zweiten Weltkrieg zerstörte „Wallraf“ zufällig der alte Grundstein gefunden. Sein Inhalt, darunter eine Urkunde und eine Ausgabe der „Kölnischen Zeitung“, wird bis zum 16. November im Foyer des Museums präsentiert.