Komplett-Abriss in SülzDas sind die Pläne für das neue Kölner Justizzentrum

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Das Justiz-Hochhaus in Köln-Sülz

Köln – Seit vielen Jahren wird darüber gesprochen, nun steht es endlich fest: Das bisherige Justizzentrum mit dem Hochhaus von Land- und Amtsgericht in Sülz soll komplett abgerissen werden und einem modernen Neubau weichen. Vorbei die Zeiten von kaputten Aufzügen, defekten Toiletten und Kabelsalat in den Sälen. Nach fast dreijähriger Vorbereitungszeit gaben die verantwortlichen am Dienstag endlich den Startschuss für den städtebaulichen und architektonischen Wettbewerb.

Köln: Auch das Gebäude der Staatsanwaltschaft soll weichen

Bisherige Planungen für den Neubau hatten das vorhandene Justizgebäude mit seiner Höhe von 105 Metern noch außen vor gelassen. Das neue Justizzentrum sollte mit sechs Geschossen daneben gesetzt, die Hans-Carl-Nipperdey-Straße überbaut werden. Nun also der Kahlschlag, denn auch das Gebäude der Staatsanwaltschaft soll weichen. Ebenso das Justiz-Parkhaus, dessen Fläche zur Freude von Oberbürgermeisterin Henriette Reker dem erweiterten inneren Grüngürtel zugeschlagen wird.

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Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und NRW-Justizminister Peter Biesenbach unterschrieben im Rathaus ein Eckpunktepapier. 

Der geplante Neubau des Justizzentrums an der Luxemburger Straße soll bis zu 30 Geschosse haben und sich an der Höhe des bisherigen Gebäudes orientieren. Büros, Sitzungssäle, Kantine und weitere Räume sollen oberirdisch eine Gesamtfläche von 109.000 Quadratmetern einnehmen. Angebunden werden soll das Justizgebäude an den inneren Grüngürtel und der ebenfalls in der Planung befindlichen Parkanlage Süd. Auch soll ein „Platz der Justiz“ auf dem neuen Areal entstehen.

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Mitarbeiter ziehen bald in Interimsstätte

So richtig Bewegung in das Thema Komplettabriss kam offenbar, nachdem im Dezember 2020 die benachbarte alte Arbeitsagentur für die Kölner Justiz angemietet worden war, „um einem drohenden Nutzungsausfall entgegenzuwirken“, wie es in einem von Stadt und Land unterzeichneten Eckpunktepapier heißt, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. Die Mitarbeiter ziehen um ins Interim, bereits in etwa zwei Jahren. Lediglich der Saaltrakt verbleibt zunächst im alten Gebäude.

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Ein Hintertürchen lassen sich die Verantwortlichen offen. Als „hilfsweise Option“, die aber „keine Alternative“ darstellt, heißt es im Behördenpapier, gebe es auch noch die Möglichkeit einer Kernsanierung des bestehenden Hochhauses. Gabriele Willems, Geschäftsführerin des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW, wollte die konkreten Abrisspläne am Dienstag bei der Unterzeichnung des Eckpapiers auch tatsächlich nicht bestätigen und sprach lediglich von einem Szenario.

Bauarbeiten könnten in vier Jahren beginnen

Die Stadt Köln lässt hingegen in einer Pressemitteilung kaum Zweifel an dem Komplettneubau. Deutlich positionierte sich auch Justizminister Peter Biesenbach (CDU). „Wenn wir an der Stelle neu bauen wollen, dann müssen wir auch abreißen.“ Der 74-Jährige erklärte, dass er auf ein gutes Wahlergebnis bei den Landtagswahlen am Sonntag hoffe und „dass ich das in trockene Tücher bringen kann.“ Biesenbach hatte bereits jüngst geäußert, als Minister weitermachen zu wollen.

Laut Zeitplan könnten die Bauarbeiten in vier Jahren beginnen und „ganz optimistisch gesehen“ am Ende des Jahrzehnts abgeschlossen werden, so Biesenbach. So richtig scheint er nicht daran zu glauben. Roland Ketterle, der Präsident des Landgerichts, wünscht sich für die 1800 Beschäftigten und etwa 3000 Besucher täglich einen Neubau, „der für eine offene und transparente Justiz steht“ und besser gewappnet ist für Hochsicherheits-Prozesse wie derzeit das Drach-Verfahren.

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