Räumung der ehemaligen KHD-ZentraleKölner Zentralwerk der schönen Künste schließt

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Marc Leßle (l.) und Anja Kolacek (r.) auf dem Dach der ehemaligen KHD-Hauptverwaltung; im Hintergrund Teile des riesigen Mülheimer Areals, aus dem ein neuer Stadtteil wird.

Marc Leßle (l.) und Anja Kolacek (r.) auf dem Dach der ehemaligen KHD-Hauptverwaltung; im Hintergrund Teile des riesigen Mülheimer Areals, aus dem ein neuer Stadtteil wird.

Köln-Mülheim – Begleitet vom Protest von rund 100 Unterstützern und einem beachtlichen Polizeiaufgebot haben die Künstler der Initiative „Raum 13“ die Schlüssel für die ehemalige KHD-Hauptverwaltung an der Deutz-Mülheimer Straße dem Gerichtsvollzieher übergeben. Damit fand am Donnerstag ein bundesweit beachtetes Projekt, das Kunst mit Stadtentwicklungspolitik verband, sein vorläufiges Ende.

Die Künstler hatten zusammen mit vielen Mitstreitern und Experten aus verschiedensten Bereichen aus dem denkmalgeschützten Backsteingebäude nicht nur das „Zentralwerk der schönen Künste“ sondern auch ein Ort für eine Debatte um eine Neuausrichtung der Stadtentwicklungspolitik gemacht. Aus dem geschichtsträchtigen „Otto-und-Langen-Quartier“ sollte eine Mustersiedlung für die Stadt der Zukunft werden.

"Ein trauriger Tag für die Stadtentwicklung"

Die Polizei hatte offenbar befürchtet, dass es bei der Räumung des Hauses zu einer Besetzung kommen könnte. Doch die Übergabe der Räumlichkeiten und die begleitende Demonstration blieben völlig friedlich. Gleichwohl machten mehrere Rednerinnern und Redner ihrem Unmut Luft und äußerten erneut ihr Unverständnis darüber, dass es der Stadtspitze um Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Baudezernent Markus Greitemann nicht gelungen ist, einstimmige Ratsbeschlüsse umzusetzen. „Auch wenn in großen Lettern auf dem Dach des KHD Gebäudes der Schriftzug ,Hope‘ weithin sichtbar war, musste dort mit dem heutigen Tag die Hoffnung weitgehend begraben werden. Die heutige Räumung ist ein trauriger Tag für die Stadtentwicklung und für die Kultur“, sagte Bürgermeisterin Brigitta von Bülow, die auch die kulturpolitische Sprecherin der Kölner Grünen ist. Auch andere Politiker zeigten sich bei der Demonstration solidarisch, darunter der SPD-Landtagsabgeordnete Jochen Ott und der grüne Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke.

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Die Stadt bestärkte mit einer kurzen Erklärung die Hoffnung, dass es gelingen könnte, einen Teil des Geländes hinter dem Verwaltungsgebäude von der landeseigenen Gesellschaft NRW-Urban anmieten zu können, damit die Kunstinitiative dort wenigstens einige Exponate in Containern zwischenlagern kann. Dazu werde man bauliche Maßnahmen zur Verkehrssicherung durchführen. „Es ist gut, dass sich etwas bewegt, aber das hätte natürlich auch deutlich früher geschehen können“, so von Bülow.

Scharfe Kritik am Baudezernenten

Der so genannte Initiativkreis von „Raum 13“, in dem einige namhafte Unterstützer des Projekts mitmachen, findet die Idee, Container als Lagerräume aufzustellen, völlig unzureichend. Das sei „keine wirkliche Lösung. Es geht um die Sichtbarkeit von Raum 13 auf dem Areal und einen öffentlichen Diskussionsort für eine alternative gemeinwohlorientierte Planung“, so Initiativkreis-Mitstreiter Jörg Frank. Der ehemalige Geschäftsführer der Fraktion der Grünen im Rat sieht genau wie mehrere Redner vor Ort vor allem Bau- und Planungsdezernent Greitemann in der Verantwortung. Dieser habe „sichtlich kein Interesse“ gehabt, „trotz Ratsbeschluss und klarem politischen Willen mit NRW-Urban zu verhandeln und die Präsenz von Raum 13 durchzusetzen, was aufgrund der starken planungsrechtlichen Stellung der Stadt möglich wäre.“

Kundgebung der Initiative „Raum 13“ vor dem Dom.

Kundgebung der Initiative „Raum 13“ vor dem Dom.

Die Künstler und ihre unmittelbaren Mitstreiterinnen und Mitstreiter wollten sich am Donnerstag nach der Übergabe der Räume nicht mehr äußern: „Es ist alles gesagt“, sagte Anja Kolacek. „All das wäre vermeidbar gewesen.“ Nachdem nun wochenlang abgebaut und ausgeräumt wurde, sei man nun nach einer „unzumutbaren Kamikaze-Aktion“ mit der Kraft erst einmal am Ende.

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