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Misslungene SatireHat die Partei immer Recht?

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Martin Sonneborn im Europaparlament in Straßburg

Straßburg – Egal, was man von der PARTEI, die im Sommer 2004 von Redakteuren der Satirezeitschrift „Titanic“ gegründet wurde, sonst hält, eines muss man ihr zugestehen: Sie ist ein Witz, der auch nach fast 17 Jahren noch nicht auserzählt ist. Im Gegenteil, sie hat Satire als wählbare politische Kraft näher an die Zentren der Macht geführt, als sie es jemals war. Nachdem der vormalige SPD-Abgeordnete Marc Bülow im November zur PARTEI wechselte, ist sie sogar im Deutschen Bundestag vertreten.

Freilich verändert sich in 17 Jahren auch das allgemeine Humorverständnis und so wie sich kaum jemand, der heute unter 50 Jahre alt ist, mehr vorstellen kann, dass halb Deutschland mal Didi Hallervordens TV-Show „Nonstop Nonsens“ komisch fand, so reibt sich die nachfolgende Generation an den politisch unkorrekten Interventionen des „Die PARTEI“-Vorsitzenden Martin Sonneborn.

Nun ist der Kabarettist und Europaabgeordnete Nico Semsrott aus der PARTEI ausgetreten, nachdem Sonneborn als hämischen Kommentar zum Sturm aufs Capitol das Bild eines T-Shirts getwittert hatte, dessen Aufdruck suggerierte, Asiaten könnten kein „R“ aussprechen: „Auf Wiedersehen, Amerika! Haben sie guten Flug runter!“, stand da in korrigierter Fassung.

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Ziel des Spotts war Donald Trump, der sich in der Vergangenheit ja häufiger rassistisch über China geäußert hatte, etwa in dem er Covid-19 beharrlich als „China-Virus“ bezeichnete. Ob es aber lustig ist, Rassismus mit rassistischen Sprüchen zu verspotten, darüber herrscht grabentiefe Uneinigkeit. Sonneborn hat sich jetzt zerknirscht entschuldigt, es sei ihm nicht bewusst gewesen, dass sich jemand von seiner sprachlichen Stereotype rassistisch diskriminiert fühlen könnte. Letztlich ist es aber exakt dieses fehlende Bewusstsein, das Semsrott zum Ausstieg bewegt haben dürfte.