Kein „Ärzte-Hopping“ mehrWie misshandelte Kinder besser geschützt werden sollen

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Eltern, die ihre Kinder misshandeln, wechseln häufig die Ärzte, um ihr Tun zu kaschieren.

Eltern, die ihre Kinder misshandeln, wechseln häufig die Ärzte, um ihr Tun zu kaschieren.

  • Die Missbrauchsfälle von Bergisch Gladbach, Lügde und Münster zeigen deutlich, dass künftig viel mehr für den Schutz misshandelter Kinder getan werden muss.
  • NRW-Politiker haben jetzt konkrete Vorschläge entwickelt: Einer davon sieht vor, dass Eltern nicht mehr ohne Weiteres die Kinderärzte wechseln können, um ihren Missbrauch zu vertuschen.
  • Lesen Sie hier die Hintergründe.

Düsseldorf – Die CDU im Düsseldorfer Landtag will Kinder besser vor Misshandlungen und sexuellem Missbrauch schützen.

Nach der Sommerpause soll ein entsprechender Gesetzentwurf auf den Weg gebracht werden. Schon bei einem vagen Verdacht auf Gewalt gegen Kinder sollen Ärzte demnach von ihrer Schweigepflicht befreit werden. „Die Missbrauchsfälle von Lügde, Bergisch Gladbach und Münster haben uns dazu veranlasst, das Thema erneut auf die Tagesordnung zu setzen“, sagte CDU-Gesundheitsexperte Peter Preuß. Zuletzt war ein entsprechender Antrag der CDU von Rot-Grün abgewiesen worden.

Die CDU geht davon aus, die Entbindung der Ärzte von der Schweigepflicht notfalls durch eine Änderung der Berufsordnung für Ärzte in NRW durchsetzen zu können. Die Fraktion werde Gespräche mit dem Bund und den anderen Ländern aufnehmen, um eine einheitliche Regelung herbeizuführen.

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„Bislang droht Ärzten, die einen Misshandlungsverdacht an das Jugendamt melden, der Verlust der Approbation“, sagte Preuß. Das Kindswohl sei aber ein höheres Gut als die Verschwiegenheit des Arztes. Als Beispiel könnte Österreich dienen. Dort sind Mediziner bei nicht erklärbaren Prellungen oder Knochenbrüchen von Kindern von der Schweigepflicht entbunden. Die CDU plant zudem die Einführung einer Datenbank für Verdachtsfälle von Missbrauch und Misshandlung, auf die Ärzte Zugriff haben sollen, um ein „Ärzte-Hopping“ zu verhindern.

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Bislang können sich Kinderärzte beim Kompetenzzentrum Kinderschutz NRW in Köln bei Verdachtsfällen Rat holen. Die Einrichtung am Institut für Rechtsmedizin an der Uniklinik Köln unterstützt Mediziner, Pfleger oder Therapeuten dabei, Anzeichen für Missbrauch und Misshandlung von Kindern zu erkennen und Beweise zu sichern. Das Zentrum habe sich als Erfolgsmodell erwiesen, sagte Preuß. Von 400 Anfragen bei Verdachtsfällen von Kindesmissbrauch hätten sich 90 Prozent als richtig erwiesen. Kinderärzte nähmen eine Schlüsselrolle beim Schutz der Kinder ein, sagte Preuß.

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