Ergonomische BüromöbelKatharina Hamma hat einen Marktplatz fürs Homeoffice geschaffen

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Katharina Hamma

Katharina C. Hamma

Köln – Dass die Corona-Krise neben allen Verwerfungen auch Geschäftsideen beflügelt und damit neue Chancen eröffnet, zeigt das Beispiel von Katharina C. Hamma. Die ehemalige Geschäftsführerin der Kölner Messe hat sich in der Pandemie selbstständig gemacht und das Unternehmen „myHomice“ mit Sitz in Köln gegründet. Der Name ist eine Abkürzung für „my Homeoffice“. Seit Januar ist der virtuelle Marktplatz online.

„Ich habe seit Beginn der Pandemie die Märkte rund um das Thema Arbeiten zuhause beobachtet, nachdem ein Großteil der Menschen ins Homeoffice gegangen sind“, erzählt Hamma. In Laptop und Smartphone werde zwar investiert, doch die Ausstattung des Heimarbeitsplatzes bleibe oft auf der Strecke. Ein wirklicher Qualitätsmarkt habe zudem nicht stattgefunden. „Wer Büromöbel für zuhause suchte, landete bei Amazon oder einem der vielen billigen Anbieter aus Fernost“. Eine Bewertung, welche Möbel nicht nur qualitativ, sondern vor allem auch ergonomisch hochwertig seien, fehlte weitestgehend, so Hammas Einschätzung.

Zunehmend Rückenleiden durch Homeoffice

Das war der Ausgang der Geschäftsidee, die den Nerv der Zeit trifft. Ihre Recherchen ergaben, dass die Zahl der Rückenleiden um rund sieben Prozent zugenommen hat und der durchschnittliche Arbeitsausfall mittlerweile bei 21 Krankentagen liegt.

„Mit myHomice möchte ich den Verbrauchern und Verbraucherinnen einen guten Überblick und schnelle Orientierung über die Produkte und ihre Stilrichtungen bieten. Alle Angebote entsprechen den gesetzlichen Arbeitsschutzverordnungen“, verspricht Hamma.

Ergonomie und Nachhaltigkeit im Fokus

Dafür hat die Unternehmerin einen Ergonomie-Index in Anlehnung an die Kriterien der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) entwickelt, die jedes einzelne Produkt als ergonomisch minimal, funktional oder optimal eingestuft. Zudem wird die regionale Herkunft der Produkte aufgelistet, was zu mehr Nachhaltigkeit und kürzeren Lieferwegen führen soll.

Die Partner-Unternehmen für ihre Plattform fand Hamma über ihr gutes Netzwerk aus der Zeit als Geschäftsführerin der Messe. Neben der Digitalisierung gehörte auch die Weiterentwicklung der internationalen Möbel- und Einrichtungsmesse Imm Cologne sowie der Büromöbelmesse Orgatec zu ihren Geschäftsfeldern. „Ich mache eigentlich das, was ich auch vorher gemacht habe“, erzählt Hamma. Mit myHomice führe sie ihre Expertise zusammen.

Längere Entscheidungswege

Auf der Plattform sind mittlerweile rund 20 Anbieter mit mehr als 1000 Produkten gelistet, darunter vor allem Start-ups und mittelständische Unternehmen, wie etwa Leuwiko, Standsome, Schwarzwald-Lab oder Living Chairs. „Ich bin mit vielen namhaften Herstellern im Gespräch, allerdings sind die Entscheidungswege wegen des für die Branche neuen Geschäftsmodells länger“, so Hamma.

MyHomice Standsome1

Neben Schreibtischen werden auch Aufsatzlösungen angeboten.

Das Angebot umfasst die Bereiche Sitzen, Arbeitsflächen, Kompaktlösungen, Aufbewahrung, Licht, Schall- und Sichtschutz sowie Accessoires in verschiedenen Stilrichtungen, die zur eigenen Möblierung zuhause passen sollen. Darüber hinaus wird auch eine Homeoffice-Ausstattungsberatung angeboten. Für den Verkauf über die Plattform bekommt die Unternehmerin eine Provision.

Dass das Thema Homeoffice auch nach dem Ende der Pandemie ein zentrales in der Arbeitswelt bleiben wird, davon ist die Gründerin überzeugt. „Im harten Wettbewerb um gute Mitarbeiter ist die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten, ganz entscheidend“, sagt Hamma. So habe sich der Anteil von Stellenausschreibungen mit einer Option auf das Homeoffice laut Ifo-Institut zwischen 2019 und 2021 mehr als verdreifacht – über alle Wirtschaftssektoren hinweg.

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„Die Arbeitgeber sind daher gefordert, ihren Mitarbeitenden auch eine entsprechende Ausstattung zu stellen“. Deshalb bietet die ehemalige Messemanagerin ein Gutscheinsystem für die Unternehmen an. Die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen können die Gutscheine bei myHomice für die gesamte Angebotspalette erwerben und an die Mitarbeitenden gezielt weitergeben. Die Logistik werde direkt vom Anbieter übernommen; abgerechnet werde immer nur der tatsächlich eingelöste Wert der Gutscheine. „Dadurch haben Unternehmen die Sicherheit, dass die Einrichtungsgegenstände den gesetzlichen Arbeitsschutzverordnungen entsprechen und die Gewissheit, dass ihr finanzieller Zuschuss in ergonomische Produkte investiert wird“, so Hamma.

Das Angebot findet Resonanz, in den vergangenen Wochen sei der Shop gut angelaufen. „Corona war für mich eine Chance und mit 55 Jahren noch mal zu gründen, fühlt sich richtig gut an“. 

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