30 Quadratmeter für 459 EuroKölner Studierende können Spitzenmieten kaum bezahlen

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Wohnungen Symbolbild

Die Mieten in Köln steigen stetig

Köln – Sie pendeln vom Niederrhein nach Köln, wohnen aus Kostengründen bei den Eltern oder zahlen sündhaft teure Mieten. Kristina Stepanov (28) ist aus Karlsruhe an die Universität Köln gekommen, um ihren Master im Lehramt (Berufskolleg) zu machen. Mit ihrem Freund wohnte sie bis 2019 in Kalk, wo der Vermieter die Miete jährlich um 50 Euro erhöhte, bis das Paar 1000 Euro warm für 50 Quadratmeter zahlen musste.

Sie machten sich auf die Suche nach einer günstigeren Wohnung, aber vergeblich. In den Semesterferien im vergangenen Jahr besichtigten sie fast täglich Wohnungen, doch meist hatten sich schon lange Schlangen vor den Häusern gebildet. „Die Mieten sind eine Katastrophe“, sagt die junge Frau. Mittlerweile hat sie allerdings eine kleine Wohnung in Rösrath gefunden, die das Paar auch bezahlen kann.

Kölner Studenten müssen tief in die Tasche greifen

Köln ist einer der teuersten Städte für Studenten. Laut einer Studie des Moses-Mendelssohn-Instituts (Berlin, 2019) zahlen Hochschüler 445 Euro im Schnitt für ein WG-Zimmer. Nur in Hamburg, München, Stuttgart, Frankfurt und Berlin sind Zimmer noch teurer. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und der Finanzberatung MLP aus dem vergangenen Jahr. Danach zahlen Kölner Studenten für ein 30 Quadratmeter großes Zimmer durchschnittlich 459 Euro – ein Drittel mehr als 2010, als es noch 353 Euro waren. „Der Druck auf den Wohnungsmarkt ist groß“, sagt IW-Immobilien-Experte Michael Voigtländer. In Köln seien seit 2010 nur 46 Prozent der benötigten Wohnungen errichtet worden. Die Zahl der Studenten sei im gleichen Zeitraum aber um 30.000 auf knapp 100.000 gestiegen.

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Die hohen Mietpreise können viele Studierende kaum zahlen. Laut einer Studie des Kölner Studierendenwerks verfügen die Kölner Hochschüler über 800 bis 900 Euro im Monat. Sie müssen also etwa 50 Prozent ihres Einkommens für ein Zimmer ausgeben. Dieser Trend begünstigt eine zweite Tendenz: Drei Viertel der Kölner Studierenden gehen neben dem Studium einer Arbeit nach. Das ist letztlich Zeit, die für das Studium fehlt.

Kölner Studierendenwerk bekommt 10.000 Anfragen im Jahr

Das Kölner Studierendenwerk kann die Misere nur begrenzt mildern. Der durchschnittliche Mietpreis für ein Zimmer beträgt hier 262 Euro, sagt Sprecher Klaus Wilsberg. Kein Wunder, dass etwa 10.000 Anfragen von Studierenden die Einrichtung des Landes pro Jahr erreichen. Das Werk verfügt über 90 Wohnheime und 5000 Plätze, so Wilsberg. Von diesen würden pro Jahr 3000 frei. „Wir sind also fast doppelt überbucht.“ Planungen und Genehmigungsverfahren müssten nun beschleunigt werden, das Land müsse zudem Geld zur Verfügung stellen. Auch über günstige Grundstücke, die die Stadt der Einrichtung zur Verfügung stellt, würde sich Wilsberg freuen. Denn mit privaten Investoren könnte das seine Einrichtung im Kampf um die Grundstück kaum konkurrieren.

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Bis 2030 sollen immerhin weitere 1000 Apartments entstehen. So sind 220 Wohnheimplätze in Hürth-Efferen und 33 an der Franz-Kreuter-Straße geplant. Weitere Plätze sollen an der Ludolf-Camphausen-Straße (Innenstadt, 170), der Franz-Marc-Straße (Klettenberg, 60) und an der Otto-Fischer-Straße (Innenstadt, 30) entstehen. Übernehmen will das Werk eine Unterkunft für Obdachlose an der Stolzestraße in der Innenstadt, die in ein Wohnheim für Studenten umgebaut werden könnte.

Berliner Firma baut Wohnungen in Köln

In die Lücke stoßen immer mehr private Anbieter. Als eines der ersten Unternehmen hatte die Berliner Firma GBI 2014 am Höninger Weg in Zollstock ein möbliertes Wohnheim gebaut. Für mehr als 15 Millionen Euro hatte der Investor einen bestehenden Bürobau entkernt und in ein Studentenwohnheim mit 191 Plätzen umgewandelt. Hier zahlen die Studenten bis zu 25 Euro pro Quadratmeter. 2018 hatte Corpus Sireo ein ähnliches Wohnheim mit 91 Plätzen an der Ecke Liebigstraße/Overbeckstraße errichtet. Hier zahlen die Mieter zwischen 18,80 bis 22,50 Euro. Jüngst hat das Unternehmen Youniq im ehemaligen 4711-Haus an der Venloer Straße ein privates Apartment-Haus für Studierende eröffnet (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete). Für ein möbliertes Apartment zahlen die Mieter zwischen 500 und 800 Euro.

Die privaten Wohnheime sieht das Studierendenwerk mit gemischten Gefühlen. Einerseits würde es den Wohnungsmarkt entlasten, wenn zahlungskräftige Studierende Zimmer in privaten Apartment-Häusern mieten. Andererseits muss das Studierendenwerk auch um Grundstücke mit privaten Investoren konkurrieren – und ist oft im Nachteil.

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