Vor 60 Jahren in Köln gegründetWas macht das Bundesverwaltungsamt eigentlich?

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Das Bundesverwaltungsamt in Köln

Das Bundesverwaltungsamt in Köln

Köln – Millionen Visa-Anträge aus aller Welt sind zu bearbeiten, Hunderttausende Bafög-Darlehen einzuziehen, Gehälter an Bundesbedienstete auszuzahlen, Dienstreisen für Ministerien und Bundesbehörden zu managen, deutsche Schulen im Ausland zu betreuen – all diese Aufgaben und viele mehr erfüllt das Bundesverwaltungsamt, kurz BVA.

Am 14. Januar 1960 wurde es als „selbstständige Bundesoberbehörde“ in Köln gegründet, mit 299 Stellen. Zweck der Einrichtung war, Aufgaben aus dem Bundesinnenministerium, die vorher auf zahlreiche Behörden verteilt waren, zu bündeln und effizienter zu erledigen. Erster Hauptsitz war ein Gebäudekomplex am Rudolfplatz, der inzwischen als Hotel dient.

Bundesverwaltungsamt seit 1983 in Köln-Riehl

Heute zählt das BVA 6000 Beschäftigte an 22 Standorten in ganz Deutschland, von Berlin und Bonn über Hannover und Kiel bis zu Rostock und Wiesbaden. Seit 1983 befindet sich die Zentrale, in der 2000 Menschen arbeiten, in Riehl.

Alles zum Thema Henriette Reker

Am 10. Juni wird der 60. Geburtstag im Gürzenich groß gefeiert. Erwartet werden Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Bundesinnenminister Horst Seehofer und Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

„Wir sind die dynamischste Behörde Deutschlands“, sagt BVA-Präsident Christoph Verenkotte selbstbewusst. Das Amt nehme heutzutage sämtlichen Bundesministerien administrative Aufgaben ab, deshalb lasse sich sagen: „Ohne uns könnte die Bundesregierung nicht arbeiten.“ Über die Jahre habe das BVA sie in vielen Politikfeldern zuverlässig unterstützt und wenn nötig auch Soforthilfe geleistet, zum Beispiel in Katastrophenfällen wie dem Oder-Hochwasser 1997.

Für Deutsche im Ausland zuständig

In ihren Anfangsjahren gehörte es zu den Aufgaben der Behörde, unter anderem Entschädigungszahlungen an ehemalige Bedienstete jüdischer Gemeinden zu leisten und die Kriegsgräberfürsorge zu betreuen. Seit damals ist es für Staatsangehörigkeitsfragen und die Fürsorge für hilfsbedürftige Deutsche im Ausland zuständig. 1968 wurde die Abteilung gegründet, die deutsche Schulen im Ausland organisatorisch, pädagogisch und finanziell betreut – aktuell mehr als 1200 Schulen in 95 Ländern.

In den 70er Jahren kamen einige Arbeitsfelder hinzu; das größte davon war der Einzug und die Verwaltung der dezentral vergebenen Bafög-Darlehen in Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. In den Wochen, bevor die Berliner Mauer fiel, mussten Tausende Ostdeutsche, die in die Bundesrepublik geflohen waren, versorgt werden. Dies übernahm das BVA ebenso wie die Unterbringung von Aussiedlern aus den ehemaligen Ostblockstaaten in Erstaufnahmeeinrichtungen, bevor es sie auf die Bundesländer verteilte.

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Christian Schulz, Christoph Verenkotte und Philipp Marks (v.l.n.r.)

Die deutsche Wiedervereinigung brachte weitere neue Aufgaben mit sich. Im zurückliegenden Jahrzehnt wuchs das BVA stark, weil es zivile Aufgaben von der Bundeswehr übernahm und mit dem Dienstleistungsbereich des Bundesamts für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen zusammengeführt wurde; so wurde es zum größten Dienstleister des Bundes. Sein Etat beträgt mittlerweile 394 Millionen Euro.

Mehr als 150 Aufgaben umfasst das aktuelle Leistungsangebot – bis hin zur Gestaltung von Gedenk- und Sammlermünzen und zu Entschädigung für nicht freigegebenes Wildschweinfleisch, das als Spätfolge des Reaktorunfalls von Tschernobyl mit Radiocäsium belastet ist.

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Das BVA, das im engen Austausch mit Unternehmen der Privatwirtschaft und Hochschulen steht, unterstützt mit seinem Know-how auf Gebieten wie Prozessmanagement und Beratung maßgeblich den digitalen Wandel der öffentlichen Verwaltung. Die Behörde selber habe damit schon früh begonnen, sagt Philipp Marks, Leiter des Stabs Digitalisierung. Schon in den 90er Jahren habe man in der Bafög-Abteilung das Papier aus den Büros verbannt. Mit Bafög-Online oder der Beihilfe-App habe das BVA einst nur interne Angebote größeren Kundengruppen zugänglich gemacht; damit könnten rund 1,3 Millionen Beihilfeanträge pro Jahr papierlos eingereicht und 530.000 Bafög-Darlehen verwaltet werden.

Präsident Verenkotte begrüßt das 2017 beschlossene Online-Zugangsgesetz, das Bund und Länder verpflichtet, bis spätestens 2022 ihr Verwaltungsdienstleistungen auch elektronisch über entsprechende Portale anzubieten, bemängelt allerdings, die „finanzielle Ausstattung“ sei zu gering. „Mit der Verabschiedung eines Gesetz ist noch nichts gemacht“, das wisse er aus Erfahrung als Chef einer Behörde, die ständig mit der Umsetzung von Gesetzen befasst sei und von sich sagen könne: „Wir sind deutlich dichter am Bürger dran.“

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