Die Kölner Politik äußert sich zur Vertragsverlängerung von Opernintendant Hein Mulders. Es geht dabei auch um viel Geld.
Oper KölnWarum Hein Mulders am Montag durchgewunken wird

Hein Mulders bei einer Pressekonferenz der Oper Köln
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Der Kölner Opernintendant Hein Mulders kann damit rechnen, dass der Hauptausschuss am Montag dem Vorschlag von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) zustimmt und seinen Vertrag um fünf Jahre bis 2032 verlängert. Das hat eine Abfrage der Vertreter im Gremium des Stadtrats durch den „Kölner Stadt-Anzeiger“ ergeben. Reker ist als Vorsitzende eines der 15 stimmberechtigten Mitglieder. Demnach haben Grüne (vier der 15 Sitze), CDU (drei), Linke, FDP, und Volt (alle jeweils einen) ihre Zustimmung mehr oder weniger fix angekündigt. Das macht inklusive der Reker-Stimme elf Stimmen und entspricht einer sicheren Mehrheit. Die SPD (drei) und „Die Partei“ (eine) kündigten an, gegen die Verlängerung zu stimmen.
Für Mulders geht es um viel Geld: Statt wie bisher 16.500 Euro soll er durch den neuen Vertrag 18.700 Euro monatlich erhalten (plus 13,3 Prozent). Das entspricht rund 225.000 Euro jährlich und macht auf fünf Jahre gesehen rund 1,125 Millionen Euro Gehalt. Sein ursprünglicher Vertrag als Intendant hatte am 1. September 2022 begonnen und endet am 31. August 2027. Darin ist auch festgehalten, dass Stadt und Mulders spätestens bis Juni 2024 über eine Verlängerung verhandeln und ihre Absicht bis Ende August 2024 kundtun. Am Dienstag hatten einige Mitglieder der Verwaltung verwundert reagiert, dass die Verlängerung derart früh ansteht (wir berichteten).
Wir finden es nicht ungewöhnlich, den Vertrag jetzt zu verlängern und werden nach Beratung vermutlich zustimmen
Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin sagte: „Wir finden es nicht ungewöhnlich, den Vertrag jetzt zu verlängern und werden nach Beratung vermutlich zustimmen.“ CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau kündigte ebenfalls eine Zustimmung an: „Wir haben ihn seinerzeit bewusst nach Köln geholt, um den Neustart der Oper nach den schwierigen Jahren der Sanierung mit frischen Impulsen zu gestalten und ein attraktives Programm für das Kölner Publikum zu entwickeln. Damit diese Aufgabe erfolgreich vorbereitet und perspektivisch umgesetzt werden kann, benötigen sowohl die Oper als auch Herr Mulders frühzeitig die notwendige Planungssicherheit. Eine rechtzeitige Vertragsverlängerung ist daher aus unserer Sicht konsequent und richtig.“
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Wie berichtet, geht die Stadt derzeit davon aus, dass die Oper am Offenbachplatz nach rund 14 Jahren Sanierung bis Juni 2026 spätestens spielbereit ist. 2012 hatte die Sanierung begonnen, über Jahre spielte die Oper im rechtsrheinischen Staatenhaus. Hält dieser Zeitplan, könnten Oper, Schauspiel, Kleines Haus und Kinderoper zur Spielzeit 2026/27 wohl am Offenbachplatz spielen.
Aus künstlerischer Sicht spricht wenig gegen eine Verlängerung des Vertrags. Mulders ist ein Meister der Kooperation, dem es im Verbund mit anderen Opernhäusern gelingt, erfolgreiche Produktionen auf die Bühne zu bringen – was dank geteilter Kosten ebendiese für Köln spart. Insbesondere in der Gesangswelt ist Mulders hervorragend vernetzt, aber er hat in Köln nicht nur ein gutes Händchen bei der Auswahl von Sängerinnen und Sängern bewiesen, sondern auch bei der Verpflichtung von Regisseuren. Sicherlich lässt sich über manche Opernproduktion streiten (wie sollte es auch anders sein), aber ein Totalausfall war bislang nicht darunter. Selbst seine unter schwierigen Vorzeichen gestartete Premierenspielzeit 2022/23 konnte sich sehen lassen – dass sie mit heißer Nadel gestrickt werden musste, merkte man ihr nicht an.
Wie seine Vorgängerin Birgit Meyer, aber anders als Vorvorgänger Uwe-Eric Laufenberg ist Mulders kein inszenierender Intendant. Bei seinen bisherigen öffentlichen Auftritten wirkte er stets kompetent, sortiert und souverän, kommunikativ und verbindlich. In Essen hatte sich Mulders nicht gerade den Ruf eines innovativen Intendanten erworben, und auch in Köln hat er das Opernrad nicht neu erfunden. In einigen Bereichen führt er bestehende Traditionen fort, in anderen setzt er eigene Akzente – und überfordert damit weder Publikum noch Belegschaft. Für Mulders spricht zudem, dass er offenbar ein gutes Verhältnis zu Dirigenten und Dirigentinnen pflegt. Unter Meier hatte das Zerwürfnis mit dem damaligen Generalmusikdirektor François-Xavier Roth die Arbeit an der Oper belastet.
Entscheidungen von dieser Tragweite gehören nicht in die Endphase einer Amtszeit
Vielleicht kritisiert Maria Helmis-Arendt, kulturpolitische Sprecherin der SPD, daher auch eher eine (wichtige) Formalie der Vertragsverlängerung: „Entscheidungen von dieser Tragweite gehören nicht in die Endphase einer Amtszeit.“ Reker tritt nicht mehr zur Kommunalwahl am 14. September an. Helmis sagte: „Zum jetzigen Zeitpunkt sehen wir keinen Grund für eine Zustimmung. Wir halten es für richtig, diese Entscheidung nach der Kommunalwahl zu treffen.“
Anders sieht es Linke-Fraktionssprecher Heiner Kockerbeck: „Der Spielbetrieb erhält die nötige Stabilität. Das spricht für unsere Zustimmung.“ Laut FDP-Fraktionschef Volker Görzel sind zwei Jahre Vorplanungen in der Opernwelt üblich, er bezeichnete Mulders Intendanz als „solide“ und sagte: „Bis ein neuer, eine neue OB eingeführt ist, wären diese zwei Jahre unterschritten. Deshalb ist es richtig, dass die OB jetzt agiert.“
Für Volt-Fraktionschefin Jennifer Glashagen ist Mulders „weiterhin die richtige Besetzung, um die Oper Köln bis zur Eröffnung zu bringen“. Walter Wortmann von „Die Partei“ fordert hingegen, „dass Mulders laut bestehendem Vertrag sein Arbeitsverhältnis erfüllt und er sich dann in einem ordentlichen Ausschreibungsprozess mit anderen Bewerbern qualifiziert“.
Seine berufliche Laufbahn begann Hein Mulders, 1962 in Bussum geboren, nach ausgedehnten Studien unter anderem der Kunstgeschichte und Musikwissenschaft in seiner niederländischen Heimat. Er war zunächst Orchestermanager des nationalen Jugendorchesters in Amsterdam, im Anschluss elf Jahre lang Casting-Direktor der Flämischen Oper in Antwerpen. Danach übernahm er die künstlerische Leitung der Nederlandse Opera Amsterdam, mit Beginn der Spielzeit 2013/14 folgte der Wechsel ins deutsche Nachbarland. Während seiner langjährigen, im Wesentlichen erfolgreichen Amtszeit an der Philharmonie Essen ereilte ihn der Ruf nach Köln.