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„Homophobe Diffamierungen“Kölner Opern-Intendant Hein Mulders äußert sich zu Gerüchten

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14.03.2023, Köln: Pressekonferenz der Oper Köln zur Programmvorstellung der Opernsaison 2023/24.
Im Bild Hein Mulders.
Foto: Michael Bause

14.03.2023, Köln: Pressekonferenz der Oper Köln zur Programmvorstellung der Opernsaison 2023/24. Im Bild Hein Mulders. Foto: Michael Bause

In einer Mail an die Belegschaft bezeichnet Hein Mulders Gerüchte, die über ihn kursieren, als Lügen.

„Verteidigung meiner Reputation“, steht im Betreff einer Mail, die Kölns Opern-Intendant Hein Mulders am Donnerstag um 12.45 Uhr an die Belegschaft seines Hauses geschickt hat und die dieser Zeitung vorliegt. Die Echtheit des Schreibens hat die Pressestelle der Oper auf Anfrage bestätigt. „Seit Ende letzten Jahres kursieren verleumderische Gerüchte über mich“, schreibt der 62-Jährige an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Erst seien diese nur im Staatenhaus verbreitet worden, dann auch in der ganzen Stadt und in anderen Opernhäusern. „Im Mittelpunkt der angeblichen Vorwürfe steht meine Homosexualität. Im Kern handelt es sich um homophobe Diffamierungen“, schreibt Mulders. „In einer so liberalen und offenen Stadt wie Köln hätte ich so etwas nicht erwartet.“

Vor dem Versenden dieser Mail, am Donnerstag um 10 Uhr, hatte es für die Mitarbeitenden der Kölner Oper eine Veranstaltung der Vertrauensstelle (Themis) gegen sexuelle Belästigung und Gewalt gegeben. Es war das zweite Treffen dieser Art – nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen den Kölner Generalmusikdirektor François-Xavier Roth hatten unter den Mitarbeitenden der städtischen Bühnen im vergangenen Herbst auch Gerüchte um Opern-Intendant Hein Mulders die Runde gemacht.

Am 24. Oktober war es zu einem ersten Treffen mit Mitarbeitenden, einer Psychologin und einer Juristin gekommen, bei dem es zu hitzigen Diskussionen gekommen war. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte in der Folge mit mehreren Mitarbeitenden darüber gesprochen.

Mulders hat einen Anwalt eingeschaltet

Kurz nach Ende der zweiten Veranstaltung am gestrigen Donnerstag versandte Mulders die Mail. Er sei zunächst davon ausgegangen, dass „diese Lügen und Absurditäten von allein verschwinden würden“, schreibt er darin. Jetzt habe die üble Nachrede aber eine solche Dimension bekommen, dass er sie nicht mehr hinnehmen könne. „Die perfiden Verleumdungen haben mir sehr zugesetzt. Daher habe ich mich entschlossen, nun den Schritt an die Öffentlichkeit zu gehen“, teilte der Intendant dieser Zeitung auf Anfrage mit. 

Mulders, der 2022 auf Birgit Meyer gefolgt war, hat auch einen Anwalt eingeschaltet. „Es werden homophobe Stereotypen bedient“, teilt Rechtsanwalt Jan-Maximilian Zeller mit. „Sehr geschickt soll der Ruf von Herrn Mulders durch internalisierte Homophobie und sexualisierte Verleumdungen geschädigt werden. Dabei sind die Angaben erwiesenermaßen falsch, aber verfangen, denn sie bedienen die Stereotypen über homosexuelle Männer.“

„Ich darf Ihnen persönlich versichern, dass es sich bei den Verleumdungen um eindeutige Lügen handelt“, schreibt Mulders in der Mail an die Mitarbeitenden. „Ich bin nun auch mit meiner Geduld am Ende und werde und werde ab sofort mit meinem Anwaltsteam strafrechtlich gegen jede Lüge vorgehen.“

Ich darf Ihnen persönlich versichern, dass es sich bei den Verleumdungen um eindeutige Lügen handelt
Hein Mulders an seine Mitarbeitenden

Die Sommerpause wolle er nutzen, um wieder Kraft zu sammeln, schreibt Mulders. Es sei sein Ziel, mögliche Verwerfungen aufzuarbeiten und „gemeinsam mit Kuratorium, Freundeskreis und der Stadt Köln einen Prozess anzustoßen, der intern und extern wieder hinreichendes gegenseitiges Vertrauen herstellt“. 

Die Pressestelle der Stadt Köln zeigte sich überrascht von der Mail an die Mitarbeitenden der Oper. Was Mulders betreffe, seien „bisher nur Gerüchte bekannt“ gewesen, sagte Stadtsprecherin Simone Winkelhog am späten Donnerstagnachmittag. Es lägen jedoch, soweit sich dies in der Kürze der Zeit ermitteln lasse, keine Beschwerden gegen den Intendanten vor. Für die Bühnen der Stadt gebe es zudem einen zehnseitigen Verhaltenscodex, in dem unter anderem ein „klarer Meldeweg für grenzüberschreitendes Verhalten“ vorgegeben sei. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ war Mulders maßgeblich an der Erstellung des Codex beteiligt.

Anfang Mai hatte der Hauptausschuss des Kölner Stadtrates dem Vorschlag von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) zugestimmt, den Ende August 2027 auslaufenden Vertrag mit Hein Mulders vorzeitig um fünf Jahre zu verlängern. Mulders war zum 1. September 2022 auf Birgit Meyer gefolgt.

Wie berichtet, geht die Stadt derzeit davon aus, dass die Oper am Offenbachplatz nach rund 14 Jahren Sanierung bis Juni 2026 spätestens spielbereit ist. 2012 hatte die Sanierung begonnen, seit Jahren spielt die Oper im rechtsrheinischen Staatenhaus. Hält dieser Zeitplan, könnten Oper, Schauspiel, Kleines Haus und Kinderoper zur Spielzeit 2026/27 wohl am Offenbachplatz spielen.