Der „Leverkusener Anzeiger“ wirft einen Blick auf die drängendsten Themen der Stadt vor der Kommunalwahl. Dieses Mal geht es um das Schloss Morsbroich.
Leverkusens BaustellenRingen um Schloss Morsbroich nähert sich der Zehn-Jahres-Marke

Wie soll es weiter gehen mit Schloss und Museum Morsbroich?
Copyright: Niklas Pinner
Bald ist es zehn Jahre her, dass die Unternehmensberatung KPMG der Stadt Leverkusen die Einstellung des Museumsbetriebs am Schloss Morsbroich vorgeschlagen hat. Ein Aufschrei ging durch die Stadt, es sollten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um das renommierte Museum zu retten und das ganze Potenzial des Schmuckstücks inklusive Spiegelsaal, Remisen und weitläufigem Schlosspark auszunutzen. Hebel wurden seitdem einige betätigt, doch führten sie meistens in den Leerlauf. Eine Chronologie.
Februar 2016:
Die Unternehmensberatung KPMG legt ein 112 Seiten starkes Gutachten vor. Darin wird im Auftrag der Gemeindeprüfungsanstalt NRW der kommunale Eigenbetrieb „Kulturstadt Lev“, zu dem auch Schloss Morsbroich gehört, analysiert – mit der Empfehlung, den jährlichen Zuschussbedarf für die Kultur deutlich zu verringern. Eine der vorgeschlagenen Maßnahmen: „Die vollständige Einstellung des Museumsbetriebs bis spätestens Ende 2018.“
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Juni 2016:
Der Museumsverein schlägt vor, auf eigene Kosten, aber ohne politische Einflussnahme, ein tragfähiges Konzept für Morsbroich zu entwickeln. Der Stadtrat vertagt die Entscheidung darüber zunächst, was für Verstimmungen sorgt, stimmt im August 2016 aber doch zu.
Januar 2018:
Der Museumsverein stellt sein rund 300 Seiten starkes Konzept zur Zukunftssicherung vor. Das Schloss soll als Eigenbetrieb geführt und verstärkt für Veranstaltungen und Feiern genutzt, Gastronomie und der äußere Schlosspark aufgewertet werden. Der Stadtrat stimmt dem umjubelten Konzept zu.

Veranstaltungen wie die „Landpartie“ beleben den Schlosspark, werden aber 2024 zum letzten Mal veranstaltet.
Copyright: Ralf Krieger
März 2018:
Museumsdirektor Markus Heinzelmann, der das Konzept vorher noch gelobt hatte, verkündet überraschend seinen Abgang.
Januar 2019:
Der Pachtvertrag von Heimo Förster, seit 2013 Betreiber der Schlossgastronomie, wird vorzeitig beendet. Oberbürgermeister Uwe Richrath sagt: „Wir wollen die Gastronomie möglichst bald wieder ans Laufen bekommen.“ Seitdem stehen die Räume leer.
März 2019:
Die Untere Landschaftsbehörde lehnt einen Parkplatz im äußeren Schlosspark ab, das aber ist ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes vom Museumsverein. Dieser wehrt sich gegen die Bedenken und beklagt widersprüchliche Aussagen der Fachämter. Im Stadtrat gibt es eine Pattsituation. Später beschließt er mit knapper Mehrheit den Bau einer tiefergelegten Parkpalette.
August 2019:
Der Museumsverein wirft hin. Er kündigt die Mitarbeit bei der Zukunftssicherung von Schloss und Museum und zieht damit auch das Spendenangebot zurück, das bis dahin auf rund eine Viertelmillion Euro gewachsen war.
Oktober 2019:
Die Erneuerung des Schlossparks wird in das Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ aufgenommen. Damit will sich das Innenministerium zu 90 Prozent an den Kosten für den Parkumbau beteiligen, bis zu 1,08 Millionen Euro werden zugesagt.
Februar 2020:
Die Machbarkeitsstudie zur Parkpalette liegt vor: Die gewünschte Verdoppelung der Parkplatzzahl kann nicht erreicht werden. Der Stadtrat muss die Entscheidung revidieren. Der Streit über Parkplätze im äußeren Schlosspark geht damit weiter. Später beschließt der Stadtrat mit einer Stimme Mehrheit den Bau von 50 Parkplätzen.
März 2020
Das Berliner Planungsbüro „Pola“ gewinnt die Ausschreibung der Stadt zur Umgestaltung des äußeren Schlossparks und beginnt mit der Planung.
März 2021
Der Parkplatz-Beschluss wird von der Bezirksregierung Köln kassiert. Ohne Landschaftsplanänderungsverfahren dürfe dort nicht gebaut werden.
April 2021
Nach dreijähriger Suche wird ein neuer Direktor für das Museum Morsbroich gefunden: Der 55-jährige Kurator Jörg van den Berg übernimmt. Er führt ein neues Konzept ein.

Jörg van den Berg wird neuer Museumsdirektor.
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Oktober 2021
Das Berliner Büro „Pola“ gibt das Projekt der Umgestaltung des äußeren Schlossparks auf. Der Auftrag wird an die Stadt Leverkusen zurückgegeben. Statt der geplanten 700.000 Euro wurden von „Pola“ zwischenzeitlich 1,6 Millionen aufgerufen.
April 2022
Der Stadtrat beschließt einstimmig, bis 2026 insgesamt 1,9 Millionen Euro für eine neue Planung für die Entwicklung und Neuausrichtung des Ensembles Schloss Morsbroich bereitzustellen. Hierfür will die Stadt die Fördersumme des Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ (siehe: Oktober 2019) verwenden, die maximal bis Ende 2024 gilt. Die beiden Künstler Margit Czenski und Christoph Schäfer sollen im Projekt „Parklabyr“ Ideen aus der Bevölkerung sammeln und entwickeln. Bis Juni 2024 wurden nach Angaben der Stadt aus dem städtischen Budget 618.000 Euro entnommen.
März 2023
Der Kulturausschuss beschließt, den Eigenbetrieb „Kulturstadt Lev“ aufzulösen, die städtische Kultur fällt dem Dezernat des Oberbürgermeisters Uwe Richrath zu, zum 1. Januar 2024 wird der Beschluss in die Tat umgesetzt. Die Kultur in der Stadt ist jetzt direkt beim Oberbürgermeister angesiedelt, Arthur Horváth ist Leiter des Bereichs Kultur und Stadtmarketing.
März 2024
Die Stadt kündigt an, die Suche nach einem Pächter für die Schlossgastronomie zeitnah auszuschreiben. Silvio Gallo, der auch am Restaurantbetrieb interessiert ist, betreibt über die Sommermonate eine kleine Pop-up-Gastronomie zur Überbrückung.

Kurzfristig ist Leben in der Schlossgastronomie: Silvio Gallo betriebt einen kleinen Pop-up-Biergarten
Copyright: Stefanie Schmidt
Juni 2024
Fast 1000 Anregungen aus dem Projekt „Parklabyr“ werden vorgestellt: Die Menschen wünschen sich vor allem einen „erlebbaren“ Schlosspark zur Naherholung, aber auch Veranstaltungen wie Open-Air-Kinos oder Hörspielnächte. Für die Umsetzung soll ein Landschaftsarchitekt zugezogen werden. Das steht bislang aus. Zeitgleich verkündet Veranstalter Reno Müller das Ende der stets gut besuchten Lifestyle-Märkte „Schlosszauber“ und „Landpartie“ in Morsbroich: Die Parkanlage sei bei Regen kaum nutzbar, außerdem bemängelt er fehlende Parkplätze.
Dezember 2024
Die von der Stadt veröffentlichten Besucherzahlen im Museum Morsbroich sind weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau: Seit Beginn der Corona-Pandemie kommen jährlich rund 8000 Besucher in das Museum, etwa die Hälfte davon zahlt Eintritt.
Die Fördersumme für Projekte, die bis Jahresende abgeschlossen sind, konnte ausgeschöpft werden. Mit 825.000 Euro ist der größte Teil in die Revitalisierung der Wasserachse geflossen.
März 2025
Silvio Gallo gibt seine Ambitionen in Sachen Schlossgastronomie auf. Arthur Horváth gesteht, dass der Zustand der Elektrik im Restaurant geprüft werden müsse. Es solle wieder eine Pop-up-Lösung für den Sommer gefunden werden, für das Restaurant selbst gibt es aktuell keine Perspektive.
Juni 2025
Eine Anfrage zum Stand in der Gastro-Frage bei der Stadtverwaltung ergibt: Ein externer Gutachter hat den Umfang der Sanierung der notwendigen Sanierung ermittelt. Das finanzielle Ergebnis dieser Prüfung wird nicht kommuniziert, aber die Auswirkung: Eine Voll-Gastronomie kann in den Räumen des Restaurants ohne Durchführung der elektrischen Sanierung nicht betrieben werden. Über eine Sanierung aus städtischen Mitteln in Zeiten der Haushaltskrise müsse die Politik entscheiden.
Als Übergangslösung für den Sommer soll das Team des Schlebuscher Herkenrath Hof eine Pop-Up-Gastronomie betreiben.